„Es ist klar, dass globale Herausforderungen globale Lösungen brauchen.“ – mit diesen Worten macht António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, bei seiner Rede im Bundestag anlässlich des 75. Jahrestags der Gründung der Vereinten Nationen deutlich, worauf es beim Kampf gegen den Klimawandel ankommt: internationale Zusammenarbeit. „Die größte Bedrohung für unsere Sicherheit geht nicht von Kriegen aus, sondern vom selbstmörderischen Krieg gegen die Natur. Die Klimabedrohung ist eine Realität“, so Guterres. Er betont dabei, dass vor allem die Entwicklungsländer viel Unterstützung brauchen werden.
(Bild: atmosfair, ForestFinest Consulting, Klima-Kollekte)
Genau hier setzt das Prinzip der Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima an. Die Unterstützer der Allianz kompensieren Treibhausgasemissionen, die sie nicht vermeiden können, durch die Förderung von Kompensationsprojekten in Entwicklungs- und Schwellenländern. Erfahren Sie hier anhand von drei Beispielen, welchen bedeutenden Einfluss diese Projekte für die Bevölkerung vor Ort haben.
Das Prinzip der Allianz
Die Kompensationsprojekte, die von den Unterstützern der Allianz gefördert werden, helfen dabei, neben dem Ziel 13 (Klimaschutz) auch immer mindestens ein weiteres der globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 (SDGs) zu erreichen: Zu diesen insgesamt 17 Zielen gehören zum Beispiel der Zugang zu bezahlbarer und sauberer Energie und zu sauberem Wasser für alle, eine gute Gesundheit und Wohlbefinden der Weltbevölkerung sowie die Beendung von Armut und Hunger auf der Erde. Die Unterstützer leisten mit der Kompensation ihrer Treibhausgase einen konkreten Beitrag, der unmittelbar Wirkung zeigt – für den Schutz des Klimas und für die Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern.
So tragen sie durch die Förderung von Kompensationsprojekten dazu bei, dass Klimaschutztechnologien – angepasst an die lokalen Bedürfnisse und Gegebenheiten in den Partnerländern – entwickelt, gefördert und umgesetzt werden können. Die Bandbreite reicht von Lösungen auf Haushaltsebene, bis hin zu größer skalierten Projekten mit Biomassekraftwerken, Solaranlagen oder geothermischen Kraftwerken. Welche Klima- und Entwicklungswirkungen können durch solche Projekte konkret erzielt werden? Drei Beispiele geben einen Einblick:
Wiederherstellung biodiverser Wälder in Panama
Im Rahmen des Kompensationsprojektes „CO2OL Tropical Mix“ der ForestFinest Consulting GmbH (ab Februar FORLIANCE) wird in Panama für die Viehzucht genutztes und degradiertes Land durch das Pflanzen einheimischer Baumarten aufgeforstet und schrittweise in Mischwälder umgewandelt. Das Ziel: der Schutz heimischer Arten und die Steigerung der Biodiversität. Bis heute konnten dafür bereits mehr als 7,5 Millionen Bäume gepflanzt werden. Außerdem sind inzwischen wieder 15 gefährdete Tierarten – darunter Braunkehl-Faultiere und Ameisenbären – in den Wäldern heimisch.
(Bild: ForestFinest Consulting)
Das Projekt fördert zum Schutz der Biodiversität eine nachhaltige Holzproduktion sowie umweltfreundlichen Kakaoanbau. Dadurch wird nicht nur das Klima geschützt, die heimische Bevölkerung erhält zusätzlich langfristige und faire Beschäftigungsmöglichkeiten: 150 Arbeitsplätze konnten bereits vor Ort geschaffen werden. Durch den Verkauf von zertifiziertem Tropenholz, verbriefter CO₂-Speicherung, Kakao und Saatgut bietet das Projekt den Menschen vor Ort eine nachhaltige Einkommensquelle und trägt somit zur Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Situation der ländlichen Bevölkerung bei. Dass nicht nur in ökonomischen Dimensionen gedacht wird, sondern die sozialen Aspekte sehr ernst genommen werden, schätzt der Waldarbeiter Andi Castillo besonders. „Die Mitarbeiter werden wertgeschätzt und als Erfolgsfaktor für die weitere Entwicklung des Unternehmens angesehen“, erläutert Castillo. „Sie bieten uns Versicherungen wie beispielsweise Sozial- oder Lebensversicherungen und sogar Kredite – unabhängig davon, wofür diese benötigt werden“, so Castillo. Auch lokale Schulen werden durch Finanzprogramme und Lehrmaterialien unterstützt.
Energieautarkes Kochen mit sauberem Biogas in Nepal
In Nepal unterstützt die atmosfair gGmbH ihren Partner AEPC, das Alternative Energy Promotion Center, eine nepalesische Regierungsorganisation, dabei, Kleinbiogasanlagen für Haushalte zu bauen und die Kosten durch Subventionen so zu senken, dass auch einkommensschwache Haushalte sich die Anlagen leisten können. Eine Anlage kostet etwa 500 bis 800 Euro. atmosfair trägt davon etwa 100 bis 150 Euro. Bisher haben die Partner in dem Projekt über 180.000 Anlagen gebaut und sparen durch diese jährlich fast 500.000 Tonnen CO2 ein.
In Kombination mit modernen Biogasherden ersetzen die Biogasanlagen die traditionellen offenen Feuerstellen, über denen diemeisten Familien im ländlichen Nepal kochen. Die Nutzung von Feuerholz zum Kochen ist einer der Hauptgründe für die Abholzung heimischer Wälder. Insbesondere Frauen und Kinder verwenden viel Zeit für das körperlich anstrengende Sammeln von Feuerholz und leiden unter den gesundheitlichen Folgen der Rauchentwicklung in Innenräumen. Weltweit ist diese Rauchentwicklung verantwortlich für fast vier Millionen vorzeitige Todesfälle.
(Bild: atmosfair)
Biogas ist sauber und klimafreundlich und macht Haushalte in netzfernen Regionen Nepals in ihrer Energieversorgung autark – 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche. Die kleinen, hauseigenen Biogasanlagen betreiben die Familien mit Kuhdung sowie organischen Küchen- und Gartenabfällen. Durch die Förderung der Anlagen treibt das Projekt die Energiewende in Nepal voran. Die Restprodukte der Vergärung sind ein wertvoller ökologischer Dünger für den Gemüseanbau. Prem Kumar sagt: „Ich bin mehr als zufrieden mit meiner Biogasanlage. Seit ich sie habe, habe ich kein Feuerholz mehr in der Küche benutzt und habe deshalb auch keine Beschwerden mehr durch den Rauch.“ Die Anlagen steigern die Lebensqualität von Prem und den anderen Familien im Projekt erheblich. Die Schonung der heimischen Wälder wirkt außerdem Naturkatastrophen wie etwa Überschwemmungen entgegen.
Auch zur wirtschaftlichen Entwicklung in Nepal trägt das Projekt bei: Inzwischen sind in Nepal ungefähr 13.000 Arbeitsplätze und 250 klein- und mittelständische Unternehmen entstanden, und es hat sich eine eigene Wertschöpfungskette für Biogas entwickelt. „Wir bauen ein aufwändiges, aber extrem widerstandsfähiges Modell der Biogasanlage: Eine unterirdische, aus lokalen Materialien gemauerte Kuppel. Wenn doch mal etwas kaputtgeht, beauftragen wir lokale Firmen mit der Reparatur. So ermöglichen wir eine lange Laufzeit“, berichten die Anlagenbauer.
Energieeffiziente Kochstellen in Ruanda
Auch in Ruanda kochen Familien traditionell über einem offenen Holzfeuer. Die Probleme sind die gleichen wie in Nepal: die mühselige Beschaffung von Holz kostet die Frauen viel Kraft und Zeit. Zusätzlich bergen die offenen Feuerstellen viele Risiken. Frauen und Kinder erleiden schwere Verbrennungen und gesundheitliche Schäden durch den Qualm. Die im verunreinigten Wasser übertragbaren Krankheitserreger stellen eine zusätzliche gesundheitliche Belastung dar.
Die Organisation Rural Development Interdiocesan Service (RDIS), Partnerorganisation von Brot für die Welt und der Vereinten Evangelischen Mission, Gesellschafterhäusern der Klima-Kollekte gGmbH, unterstützt die lokalen Gemeinden in der Förderung der nachhaltigen Entwicklung. Mit dem Bau von 6.000 energieeffizienten Kochstellen und der Verteilung von 6.000 Wasserfiltern will RDIS den beschriebenen Aspekten entgegenwirken. Mit den energieeffizienten Kochstellen verbrauchen die Familien circa 45 Prozent weniger Feuerholz oder Holzkohle – verglichen mit herkömmlichen Feuerstellen. Durch die höhere Effizienz wird beim Kochen bis zu 24 Prozent Zeit eingespart. Dies ermöglicht den Menschen, sich anderen Tätigkeiten zuzuwenden.
(Bild: Klima-Kollekte)
Donatha aus Shyogwe hat eine neue Kochstelle erhalten und berichtet von ihrer Erfahrung: „Wenn ich koche, lege ich nur ein Stück Holz in den Ofen und beschäftige mich mit meinen Arbeiten im Haushalt, wie dem Säen von Samen auf meinem Land, der Säuberung meines Grundstücks, die Versorgung von meinem Vieh mit Gras und manchmal schaffe ich es sogar in die Kirche zu gehen, um mit dem Chor zu üben und zurückzukommen, wenn die Bohnen bereits gekocht sind und bereit zum Essen. Ich habe festgestellt, dass die Verwendung des Ofens meine Küche sauberer sein lässt, weil beim Kochen nicht mehr so viel Asche, Rauch und Staub entstehen. Außerdem ist die benötigte Menge an Brennholz bemerkenswert reduziert. Vorher stand uns ein Bündel Holz nur eine Woche zur Verfügung, aber jetzt nutzen wir es für drei Wochen!" Durch die zusätzliche Verteilung von Wasserfiltern wird im Rahmen des Projektes nicht nur CO2 reduziert, sondern auch der Zugang zu sauberem Trinkwasser garantiert.
Die Beispiele zeigen eindrucksvoll, wie Entwicklung und Klimaschutz ganz praktisch gelebt werden und einen großen Beitrag dazu leisten, die Erde für Mensch und Tier lebenswert zu erhalten. Wie die Förderung solcher Kompensationsprojekte für engagierte Unternehmen gelingen kann, erläutern VAUDE, Ritter Sport und Rinn Beton- und Naturstein hier.