Wie investieren wir nachhaltig in moderne Gebäude – und verbinden dabei wirtschaftliche Interessen mit Klimaschutz?
Der Klimaschutz und die Notbremse der globalen Erwärmung - ein Thema, das Generationen beschäftigt. Dabei trat zu Beginn dieses Jahres die 2020 verabschiedete EU-Taxonomie in den Teilbereichen Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel in Kraft. Mit dem Regelwerk will die EU klar definieren, welche Investments als nachhaltig einzustufen sind.
Finanzinstitutionen und Investoren sind bezüglich ihrer Taxonomiekonformität seit dem 1.1.2022 zur Offenlegung im Rahmen ihres Berichtswesens verpflichtet. Fakt ist: Schon heute fließen ESG-Faktoren immer stärker in den klassischen Ratingprozess renommierter Benchmarks wie dem MSCI ESG oder dem DAX 50 ESG mit ein – ein klarer Appell auch für Immobilieninvestoren und -betreiber. Experten sind überzeugt: Angesichts der globalen Herausforderungen, wie der Bekämpfung des Klimawandels, führt zukünftig kein Weg an einer nachhaltigen Kreditvergabe vorbei.
Zwar sind die praktische Anwendung der EU-Taxonomie und die Einstufung eines Gebäudes hinsichtlich Taxonomiekonformität einer aktuellen Umfrage von Ernst & Young (ESG-Snapshot, Dezember 2021) zufolge längst noch nicht allen Akteuren klar – dennoch gilt ihre Relevanz als unumstritten.
Nachhaltige Immobilienprodukte gefragter denn je – nicht nur im Neubaubereich
So herrscht unter den Befragten Einigkeit darüber, dass man als Anleger in den kommenden fünf Jahren überwiegend in nachhaltige Immobilienprodukte investieren wolle. Ferner stimmten alle Befragten der Aussage zu, dass finanzierende Banken nicht-nachhaltige Investments nur noch zu schlechteren Bedingungen oder gar nicht mehr finanzieren werden. 73 Prozent der Umfrageteilnehmer spüren bereits jetzt durch die Auswirkungen nachhaltiger Kriterien einen positiven Effekt auf den Verkehrswert der Immobilien.
Dass dabei nicht nur Neubauten betroffen sind, macht eine aktuelle Studie der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) deutlich. Demzufolge entstünden zwar gut ein Drittel aller Treibhausgasemissionen eines Gebäudes vor der tatsächlichen Nutzung. Dennoch dürfe man nicht vergessen, dass es in der Bundesrepublik einen Gebäudebestand mit einer hohen Zahl an bereits verbauten Emissionen gäbe.
„Aus Klimaschutzperspektive sollte deshalb vor jedem Neubau geprüft werden, ob auch ein bestehendes Gebäude in Frage kommt und auf einen klimaneutralen Betrieb hin saniert werden kann“, so Dr. Anna Braune, Abteilungsleiterin Forschung und Entwicklung bei der DGNB.
CO2: Hohes Einsparpotenzial im Gebäudebereich
Mittels intelligenter Vernetzung und digitaler Technologien gilt es, Neubauten und Sanierungen energetisch so effizient und sinnvoll wie möglich zu konzipieren. Das soll zum einen die Konformität mit den rechtlichen Rahmen gewährleisten. Zum anderen sollen aber natürlich auch wirtschaftliche Vorteile erzielt und die Rentabilität eines Gebäudes maximiert werden, indem es zu attraktiven Konditionen vermietet werden kann.
Der gesteigerte Komfort trägt dabei maßgeblich zu einer hohen Attraktivität für die Nutzer bei. So wird zum Beispiel durch die intelligenten Technologien ein gesundes Raumklima durch die Optimierung der Beheizung und Strombereitstellung je nach Auslastung ermöglicht – und das sogar über Smartphone-Apps.
Der Technologiekonzern Schneider Electric stellt mit seinem EcoStruxure-Portfolio entsprechende Lösungen für moderne Bürogebäude bereit. „Die Digitalisierung des elektrischen Energieverteilungssystems fördert eine bessere Transparenz und optimale Einblicke, um Einsparpotenziale zu identifizieren“, weiß Stefan Klepzig, Sales Director Real Estate von Schneider Electric. „Durch die Digitalisierung von Gebäudesystemen und die Nutzung digitaler Tools durch Gebäudenutzer sind gewerbliche Gebäude stärker auf ein smartes Energiemanagement angewiesen als je zuvor.“ Das trifft einen Nerv – nicht nur aus wirtschaftlicher Perspektive, sondern vor allem mit Blick auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Wie sich diese intelligente Energieverteilung mit Blick auf die bis dato noch volatilen regenerativen Energien gewährleisten lässt, ist eines der zentralen Forschungs- und Entwicklungsbereiche des internationalen Tech-Konzerns.
„Wir haben errechnet, dass bis zum Jahr 2040 rund 50 Prozent der globalen CO2-Emissionen eliminiert werden können, wenn digital unterstützte Energiesparmaßnahmen in der Hälfte der bestehenden Gebäude umgesetzt werden. Energieeffizienz ist also die mit Abstand beste Energiequelle.“
Dr, Barbara Frei, Executive Vice President Industrial Automation bei Schneider Electric
„Im Gebäudebereich werden massenhaft Ressourcen verschwendet“
Schneider Electric Europachefin Dr. Barbara Frei erläutert mit Blick auf die notwendigen CO2-Einsparungen: „Das größte Einsparpotenzial haben Gebäude. 80 Prozent der Energie, die unnötig verbraucht wird, lässt sich in Häusern, Hallen, Rechenzentren und Co. einsparen. Dort werden massenhaft Ressourcen verschwendet. Gebäude sind daher der große Hebel, um den Klimaschutz voranzubringen.“
Im Klartext: Intelligente Gebäudevernetzung ist nicht nur nachhaltig, sondern auch wirtschaftlich, wenn es um die laufenden Betriebskosten geht. So lassen sich mit der richtigen Software Wärme- und Stromversorgung individuell anpassen – vor Ort und „remote“ aus der Ferne.
„Sensortechnik und Gebäudemanagementsysteme können Heizung, Kühlsysteme, Klimaanlage, Licht und auch die Strom- und Energieverteilung so steuern, dass Verbräuche minimiert werden“, erläutert Frei.
„Energieeffizienz ist mit Abstand die beste Energiequelle“
Schneider Electric, das 2021 mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie „Transformationsfeld Klima“ ausgezeichnet wurde, fokussiert sich im Gebäudebereich auf ein nachhaltiges Energiemanagement.
Intelligente Energieverteilungen innerhalb von Gebäuden spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Darunter werden in modernsten Gebäude- und Quartiersprojekten mittlerweile erprobte digitalisierte Systeme verwendet, die neben dem klassischen Transport der elektrischen Energie von A nach B auch Energiequellen, Verbraucher sowie Speicher miteinander verknüpfen. Das Ziel ist es, erneuerbare Ressourcen und die Vorzüge grüner Energie zu integrieren und damit die Energieeffizienz zu verbessern.
Unser Fazit: Vor dem Hintergrund der neuen EU-Regularien und Anforderungen an nachhaltige Investments dürfte intelligentes Energiemanagement in Zukunft noch weitaus mehr Investoren und Gebäudebetreiber beschäftigen.