Die anhaltend hohen Energiepreise stellen auch für Mittelständler:innen eine existenzielle Herausforderung dar. Eine zu oft, noch kaum genutzte Möglichkeit, hier effektiv gegenzusteuern, bieten Einsparungen beim Strom- und Gasverbrauch durch energetische Sanierunsgmaßnahmen an betrieblichen Bestandsgebäuden. Die Unternehmen der Sparkassen-Finanzgruppe unterstützen ihre Firmenkund:innen hier durch maßgeschneiderte Investitionskonzepte, die dazu beitragen, auch staatliche Fördermöglichkeiten optimal auszuschöpfen.
Ganz egal ob Handel, Handwerk oder Hotellerie. Die rapide steigenden Preise für Strom, Gas und Öl bedrohen längst nicht mehr nur Industrieunternehmen aus besonders energieintensiven Sektoren, sondern setzen auch immer mehr Firmen aus vielen anderen Branchen unter Druck: Um Kosten einzusparen, gaben jüngst beispielsweise mehrere Warenhausbetreiber bekannt, ihre Rolltreppen abzustellen. Lebensmittelhändler sowie andere Nahversorger kürzen ihre Ladenöffnungszeiten. Und Hoteliers sowie Gastronomiebetriebe in hiesigen Tourismusregionen wie etwa der Ostsee erwägen offenbar in den kommenden Wintermonaten vorübergehend sogar ganz zu schließen.
Fast zwei Drittel aller kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland sehen sich von den gestiegenen Energiekosten betroffen, wie aus einer aktuellen Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hervorgeht. Und mehr als ein Drittel der Befragten kann demnach entweder nicht abschätzen, ob die Energiekosten langfristig überhaupt noch tragbar sein werden - oder sieht in ihnen schon jetzt eine so erhebliche Mehrbelastung, dass sie ihr Unternehmen langfristig finanziell überfordern werden, falls sie nicht wieder sinken.
Die Preissprünge bei Gas und auch Strom bringen selbst Unternehmen an den Rand der Belastungsgrenze, die an sich grundsolide aufgestellt sind. Neben Entlastungen der von den hohen Energiepreisen besonders betroffenen Unternehmen durch politische Maßnahmenpakete und den Ausbau der Erneuerbaren sind daher nach Einschätzung von Expert:innen wie etwa der KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib darüber hinaus auch „verstärkte Anreize für Investitionen in Energieeffizienz“ notwendig.
Eine Möglichkeit, durch gezielte Investitionen den Energiebedarf im eigenen Unternehmen effektiv zu senken und so dauerhaft die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern, bietet die energetische Sanierung von Gebäuden. Zudem winken bei solchen Nachhaltigkeits-Maßnahmen positive Effekte für das Firmenimage, was die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zusätzlich stärkt.
Auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) erkennen zunehmend ihren wachsenden Handlungsbedarf, wie etwa aus einer Ende Juni dieses Jahres veröffentlichten repräsentativen Studie des Kölner Forschungs- und Beratungsinstituts Sirius Campus hervorgeht: Demnach hatten in den vergangenen fünf Jahren zwar erst rund ein Zehntel der knapp 2,6 Millionen KMU mit bis zu bis 249 Mitarbeitenden in Deutschland eine oder mehrere Maßnahmen der energetischen Sanierung für eine Energieeinsparung ihrer Betriebsstätten investiert.
Doch bereits Ende 2021 - und damit noch vor den jüngsten Energiepreissteigerungen - planten bereits mehr als ein Drittel eine oder mehrere Investitionen für Energiesparmaßnahmen in den nächsten fünf Jahren. „Wir gehen davon aus, dass im Kontext der aktuellen Energiepreissteigerungen die Investitionsbereitschaft noch weiter gestiegen ist“, sagt Oliver Gaedeke, Studienleiter und Geschäftsführer der Sirius Campus.
Eine energetische Sanierung macht ein Gebäude energetisch fit. Der Energieverbrauch für Heizung, Warmwasseraufbereitung, Belüftung und Licht wird durch gezielte bauliche Maßnahmen minimiert. Das senkt die Energie- und Nebenkosten spürbar. Gleichzeitig leistet sie einen wertvollen Beitrag in Sachen Nachhaltigkeit. Denn sie reduziert den CO2-Ausstoß und fördert den Einsatz erneuerbarer Energien.
Gesetzliche Neuregelungen verstärken hier zusätzlich den Handlungsdruck auf die Unternehmen. So verschärft etwa das im November 2020 in Kraft getretene „Gebäude-Energie-Gesetz“ (GEG) nicht nur für neu zu bauende Nichtwohngebäude beispielsweise die Vorschriften hinsichtlich des Jahres-Primärenergiebedarfs, des Wärmeschutzes oder der Dichtheit des Gebäudes – sondern erhöht auch bei Bestandsimmobilien die Anforderungen hinsichtlich der Energieeffizienz und sieht Nachrüstpflichten vor.
Das Sanierungspotenzial im Gewerbesektor ist hierzulande enorm: So gibt es in Deutschland nach Angaben des Instituts für Wohnen und Umwelt rund zwei Millionen Nichtwohngebäude, die beheizt oder klimatisiert werden müssen. Schließlich nutzt nahezu jedes Unternehmen Gebäude für seine Aktivitäten. Dies können Bürogebäude, Lagerhallen, Ladenlokale oder auch Produktionshallen sein. Und davon sind 58 Prozent vor 1979 gebaut worden, weitere 38 Prozent in den vier Jahrzehnten bis 2009 und lediglich vier Prozent seit dem Jahr 2010. Bei einer Vielzahl der Gebäude ist daher der technische Stand in energetischer Hinsicht erheblich veraltet.
Jede nicht verbrauchte Kilowattstunde Strom, jeder nicht verbrauchte Kubikmeter Gas entlastet die Kostenseite, steigert die Versorgungssicherheit, sichert Arbeitsplätze – und reduziert zugleich im Sinne des Klimaschutzes den Ressourcenverbrauch
Beispielsweise entsprechen die Dämmungen nicht mehr den aktuellen energetischen Anforderungen: Denn während etwa in den 1970er und 1980er Jahren Dämmstärken von vier bis acht Zentimeter Standard waren, sind heute 14 bis 24 Zentimeter die Regel. Dadurch verringert sich der Energieverbrauch signifikant. Entsprechend hoch sind die Einspareffekte beim Bedarf an herkömmlichen fossilen Energieträgern durch die Sanierung und Optimierung – die Revitalisierung – dieser Immobilien mit einer zeitgemäßen energetischen Wärmedämmung.
Auch die Beleuchtung lässt sich oft und einfach optimieren. Dabei muss nicht zwingend das komplette Firmengebäude saniert werden. Häufig tragen schon einzelne Maßnahmen dazu bei, die Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit eines Gebäudes deutlich zu verbessern – etwa durch den Austausch von Fenstern oder der Modernisierung der Beleuchtung oder eines Konzeptes zur Vermeidung beziehungsweise Nutzung von Abwärme sowie durch die Festlegung einiger Verhaltensregeln für die Beschäftigten. Das Einsparpotential an fossiler Heizenergie ist beträchtlich: So senkt eine Fassadendämmung den Verbrauch im Schnitt um rund ein Fünftel, die Dämmung der Kellerdecke bringt fünf Prozent Einsparung, die Dämmung der oberen Geschossdecke sowie der Dämmung der Fenster jeweils sieben Prozent.
Erwägenswert sind zudem digitale Gebäudetechnologien, wozu etwa intelligente Gebäudeautomation gehört. Solche Technologien können laut Bitkom-Präsidiumsmitglied Matthias Hartmann den Energiebedarf von Gebäuden massiv senken. „Mit digitalen Technologien der Gebäudeautomation lässt sich die Energie- und Prozesseffizienz im Gebäude steigern und der Komfort für die Nutzer verbessern“, so der Experte des Branchenverbandes der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche. Maßgebliche Technologien seien hier beispielsweise eine smarte Steuerung von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen. Weitere wichtige Einsatzfelder sind zudem die Warmwassererzeugung und Beleuchtung in den Unternehmensgebäuden.
Sobald feststeht, in welchen Bereichen energetischer Sanierung und in welchem Umfang ein Unternehmen investieren möchte, können Berater:innen der Sparkassen-Finanzgruppe bei der Entwicklung des passenden Finanzierungsmix‘ helfen. Individuell zugeschnitten für jedes mittelständische Unternehmen - und bei Bedarf ergänzt um staatliche Fördermöglichkeiten.
Gerade in besonders herausfordernden Zeiten wie derzeit ist die richtige Finanzierungsstrategie von entscheidender Bedeutung. Schließlich haben die immer neuen Krisen in den vergangenen Monaten und Jahren dazu geführt, dass die Kapitalrücklagen gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen oftmals deutlich abgeschmolzen sind, wie aus zahlreichen Studien hervorgeht.
Auch wenn staatliche Hilfen beispielsweise die negativen Folgen der Corona-Pandemie zwar in Teilen abgemildert haben, ist die Eigenkapitalbasis besonders stark betroffener Mittelständler inzwischen deutlich geschwächt. Zahlreiche mittelständische Betriebe und Unternehmen sind daher aktuell kaum in der Lage, notwendige Investitionen in ihre Zukunftsfähigkeit allein aus dem Cash-Flow zu tätigen. Und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat die Lage noch einmal deutlich verschärft.
Doch die Institute der Sparkassen-Finanzgruppe stehen laut Schleweis mit einer sicheren Kreditversorgung verlässlich an der Seite der mittelständischen Unternehmen: Allein im ersten Halbjahr 2022 haben die Unternehmen der Gruppe zum Beispiel insgesamt rund 60 Milliarden Euro an neuen Firmenkrediten zugesagt – ein Zuwachs von knapp einem Fünftel gegenüber dem ersten Halbjahr 2021.
Die Bestandteile eines geeigneten Finanzierungsmix‘ zur Umsetzung von Maßnahmen zur energetischen Sanierung können weit mehr als nur klassische Darlehen umfassen. Vielmehr gehören dazu auch spezielle, zweckgebundene Sonderkredite, wie sie etwa von verschiedenen Sparkassen angeboten werden. Damit können Kreditnehmer:innen unkompliziert und schnell in das investieren, was ihr Unternehmen bei seinen Nachhaltigkeits-Bemühungen am dringendsten benötigt – neben Energieeffizienz zum Beispiel auch in spezielle Digitalisierungsvorhaben.
Berücksichtigt werden sollten im Finanzierungsmix auch alternative Finanzierungsarten, um den eigenen Handlungsspielraum weiter zu vergrößern – etwa Sale-and-lease-back, Factoring und auch Leasing.
Den Finanzierungs-Mix für Investitionen in Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und mehr Unabhängigkeit von herkömmlichen Energiequellen sinnvoll ergänzen, kann die Einbindung staatlicher Förderungen. Denn weil rund ein Drittel des Energieverbrauchs von Immobilien nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums auf Nichtwohngebäude entfällt, unterstützt der Staat nicht nur private Haushalte sondern auch Unternehmen bei der energetischen Sanierung und Modernisierung ihrer Immobilien. Dazu existieren spezielle Förderprogramme und Zuschüsse der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) sowie einzelner Bundesländer.
Die wesentlichen Fördermittelgesetze für energetische Sanierung, die in der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) zusammengefasst sind, hat die Bundesregierung erst im Sommer 2022 reformiert. Geregelt ist hier etwa, dass die KfW künftig nur für die Förderung von Komplettsanierungen für Wohn- und Nichtwohngebäude zuständig ist, die in Zusammenarbeit mit den Hausbanken der Antragsteller umgesetzt werden. Mittelständler, die hingegen eine Förderung von Einzelmaßnahmen wie zum Beispiel eine Heizungserneuerung anstreben, können auf Bundesebene sogenannte „BAFA-Hilfen“ in Anspruch nehmen – „BAFA“ steht für Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Wichtig zu wissen: Anders als die KfW-Förderungen werden diese in der Regel über einen Energieberater oder zu Beispiel über die beauftragte Installationsforma beantragt.
Die aktuellen Unterstützungssätze der Bundesförderungen liegen bei Einzelmaßnahmen zwischen bis zu zwanzig Prozent bei Dämmmaßnahmen und bis zu 40 Prozent bei der Investition Wärmepumpen. Die förderfähigen Kosten sind dabei auf jeweils 60.000 Euro begrenzt. Bei Komplettsanierungen sind maximal sogar 150.000 Euro an Kosten förderfähig. Hier liegt die Unterstützung aktuell zwischen bis zu 25 Prozent für eine Sanierung auf die sogenannte „Effizienzhausstufe“ (EH) 85 als Eingangsförderstufe - und bis zu 45 Prozent für eine Sanierung auf EH 40 Stufe.
Fazit: Systematisch geplante und erfolgreich umgesetzte energetische Sanierung kann maßgeblich dazu beitragen, dass die Widerstandsfähigkeit mittelständischer Unternehmen gestärkt wird - und damit letztlich auch die Krisenresilienz der gesamten deutschen Wirtschaft. Damit die damit verbundenen finanziellen Herausforderungen professionell gemeistert werden können, stehen die Unternehmen der Sparkassen-Finanzgruppe ihren Kunden mit einem umfassenden Leistungsangebot jederzeit unterstützend zur Seite.
Weiterführende Informationen zur Finanzierung energetischer Sanierungsmaßnahmen finden Sie hier oder in der Podcast-Reihe „Erfolgsbilanz“ sowie in der Webseminar-Reihe „Dialog.Business“.