Martin Elias findet in seinem Buch „Der Neue Mensch“ spannende Antworten auf die Frage, wie wir uns als Menschheit verändern – und welche Rolle das Erbe unserer Steinzeit bis heute spielt.
Wieso fällt es uns Menschen so schwer, uns zu verändern, auch wenn wir längst wissen, dass bestimmte Verhaltensweisen sich schädlich auf uns auswirken – von Gewalt über Gier bis zur falschen Ernährung.
Der Steinzeitmensch in uns ist schuld! Doch die Menschheit steht vor großen Herausforderungen.
Ob Klimakrise oder die rasante Entwicklung künstlicher Intelligenz – um Antworten auf die großen Herausforderungen unserer Zeit zu finden, blickt Autor Martin Elias tief in die Vergangenheit der Menschheitsgeschichte zurück.
In seinem Buch „Der Neue Mensch – Vom Homo Sapiens zum Homo Luminous“ verknüpft er Erkenntnisse aus der Relativitätstheorie, der Quantenphysik, der Bewusstseinsforschung und der Historie, um aufzuzeigen, dass jeder Einzelne durch bewusste Entscheidungen im Alltag einen Beitrag zur Verbesserung unser aller Zukunft leisten kann.
„Wenn ich mich der Wissenschaft zuwende, kann ich nicht mehr an Gott glauben, ich muss wissen, ich strebe nach Erkenntnis.
Was aber, wenn mich diese Suche nach Erkenntnis am Ende zu Gott zurückführt? Alles, was wir derzeit über Quantenphysik und Quantenverschränkung wissen, legt nahe, dass der Geist über die Materie bestimmt – Bewusstsein formt die materielle Welt. Das bringt uns zu der Frage, was Bewusstsein ist.“
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Der Titel Ihres Buches klingt zunächst nach Geschichte und Biologie-Unterricht. Wieso betrifft der Inhalt Ihres Buches nicht weniger als eigentlich alle Menschen?
Wie viele andere Menschen habe ich mich gefragt, warum unser aller Leben aktuell immer problematischer und krisengeschüttelter zu werden scheint. Wir wissen doch, dass Egoismus und Kriege nur Leid und Elend bringen. Warum haben wir aus der Geschichte scheinbar nichts gelernt? Warum zerstören wir unsere Umwelt, obwohl sie unsere Lebensgrundlage ist? Mit einem detaillierten Streifzug durch die Historie der Menschheitsgeschichte und der gleichzeitigen Verknüpfung mit Quantenphysik, Relativitätstheorie und Bewusstseinsforschung gehe ich in meinem Buch auf entwicklungsgeschichtliche Erklärungssuche. Ich beantworte diese Fragen und zeige auf, dass tatsächlich jeder Einzelne von uns durch seine alltäglichen bewussten Entscheidungen in der Lage ist, das globale Ganze zu verändern und somit eine bessere Zukunft zu erschaffen.
Wie hilft uns bei der heutigen Problemlösung der Blick zurück in Anfänge der Menschheitsgeschichte?
Ich bin davon überzeugt, dass nur der, der tatsächlich versteht, warum etwas passiert oder wieso die aktuellen Gegebenheiten so sind wie sie sind, Entscheidungen treffen kann, die etwas verändern. Ohne dieses Wissen fehlt dagegen diese Möglichkeit. Aufforderungen, wie tue dies oder lasse das, bringen doch heute niemanden mehr dazu, anders zu handeln!
Das klingt absolut logisch. Dennoch: Muss man dazu wirklich bis zum Steinzeitmenschen zurückblicken?
In unseren Genen, in unseren Gefühlsregungen und Instinkten und vor allem in unseren Körpern ist dieser Steinzeitmensch nach wie vor lebendig. Um uns heute zu verstehen, müssen wir den Steinzeitmenschen in uns verstehen. Wir müssen ihn – nach bester integraler Lesart – in unser jetziges Sein integrieren, statt ihn als „primitive Vorstufe“ zu verdrängen.
Was bedeutet das für unseren Alltag?
Als Beispiel nehme ich das Thema Bournout und Despressionen. Zwei Begriffe, die uns in den letzten 10 Jahren immer wieder begegnen. Sogar bei Kindern und Jugendlichen. Der Steinzeitmensch lebte in einem absolut Art-gerechten Setting, anders als wir heute. Er lebte im Einklang mit der Natur und entnahm daraus nur das, was er unmittelbar verbrauchte. Er ruhte, erholte sich, tauschte sich mit seiner Sippe aus, befand sich nicht in einem permanenten Aktivitäts-Modus, wie wir es heute sind. Er selbst verstand sich als ein Teil der Natur und war somit mit dem Universum verbunden.
Der Steinzeitmensch in uns ist also an unseren heutigen Problemen schuld?
Immer dann, wenn wir Menschen etwas tun, was unserer wahren Natur widerstrebt, löst dies bei uns sehr hohen Stress aus. Beim Steinzeitmenschen war es kurzfristig die Jagd. Stress kann der Mensch eine gewisse Zeit lang aushalten, aber auf Dauer führt er zum Burnout. Unser heutiger Alltag bedeutet aber nicht mehr kurzfristige Jagd: Wir jagen von Montag bis Freitag, von morgens bis abends. Selbst in der Freizeit muss Großartiges erlebt werden, müssen wir uns selbst optimieren, sogar noch auf Social Media inszenieren.
Wenn dagegen Leidenschaft und Freude im Spiel sind, kann ein Mensch auch zehn, zwölf oder vierzehn Stunden dauerhaft durchhalten, ohne am Burnout-Syndrom zu erkranken. Die Arbeit – oder nennen wir es besser Aktivität – entspricht dann unserem Naturell. Wir gehen ihr mit Freude nach und quälen uns nicht jeden Tag zu was auch immer.
Kein Stress wäre auch keine Lösung, richtig?
Wenn wir ein bisschen Stress haben, fühlen wir uns lebendig. Diesen Reiz spürten die Steinzeitmenschen bei der Jagd auch. Wir sind daher auch nicht dafür gemacht, immer dahinzuplätschern. Denn dieser Reiz kann nicht durch Materielles befriedigt werden. Es spielt keine Rolle, was wir besitzen, weil es nicht erfüllt. Besitz entspricht uns nicht.
Wenn Besitz und Reichtum den Menschen nicht glücklich machen, was ist es dann?
Wir sehnen wir uns nach echter Verbundenheit, nach Vertrauen und Zugehörigkeit und wünschen uns insgeheim Dinge wie Liebe, Zuneigung, Freundschaft und Mitgefühl – aber da wir alle das Spiel von Macht und Geld mitspielen, können unsere innersten Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Das führt bei vielen Menschen zu einer inneren Leere.
Ist das der Grund wieso unser Alltag von wachsenden Ängsten geprägt ist?
Man muss überall damit rechnen, betrogen oder über den Tisch gezogen zu werden. Die Menschen haben kein Vertrauen, sie können sich nicht fallen lassen, weil sie damit rechnen müssen, dass hinter jeder Ecke eine Gefahr lauert. Wer jemandem vertraut, ist ausnutzbar, angreifbar und verletzlich, und das macht das allgemeine Zusammenleben schwierig. Dies schafft eine gesellschaftliche Atmosphäre der Angst und des Hinterhalts. Über Ländergrenzen hinweg. Roboter und künstliche Intelligenzen werden zudem künftig einen Großteil unserer alltäglichen Aufgaben übernehmen. Was weitere Ängste vor Entwicklungen weckt, über die wir möglicher Weise die Kontrolle verlieren, die uns sogar überflüssig machen und uns von einer Gesellschaft ausschließen, die den Konsum verehrt.
Das latente Gefühl des Unglücklichseins und des Ausgebranntseins, die Kriege und weltweiten Brandherde, die zunehmende Aggression im Miteinander und der Hass im Netz hängen also zusammen?
In meinem Buch habe ich den Ursachen nachgespürt, warum das Leben für den Großteil der Menschheit trotz allen Fortschritts aus Überlebenskampf, Unglück und sozialer Ungerechtigkeit besteht und wir alle auf eine selbstverschuldete Umweltkatastrophe zusteuern. Im detaillierten geschichtlichen Rückblick mache ich deutlich, wie alle Epochen mit der heutigen Weltlage zusammenhängen und wie das kontinuierlich fortentwickelnde Bewusstsein von uns Menschen, das kollektive Dasein der einzelnen Epochen prägten und es bis heute tun. Ich zeige auf, wieso es uns so schwerfällt, uns zu verändern, auch wenn wir längst wissen, dass sich bestimmte Verhaltensweisen negativ auf uns auswirken.
Wenn man bedenkt, wie hochentwickelt die heutigen Wissenschaften und Technologien sind, sollte man doch Probleme leicht lösen können, oder?
Es existieren heute diverse evolutionäre Bewusstseinsstufen, Glaubenssysteme und Überzeugungen – bis hin zum Kriegerbewusstsein – nebeneinander und kämpfen überall auf unserer Welt um ihre Vormacht. Der fortschreitende Dogmatismus der moralischen Zensur, der vielerorten um sich greift, verdeutlicht dies. Das Richtige zu sagen und zu denken, war noch nie so wichtig wie heute, wo so viele Informationen verfügbar sind wie noch nie und zugleich die Gefahr so groß ist wie noch nie, den falschen Informationen unter ihnen auf mögliche Irrwege zu folgen. Das verwirrt, bringt uns nicht weiter, schürt Konflikte.
Klingt nach einem großen Dilemma. Aber Ihr Buch würde ja nicht „Der Neue Mensch“ heißen, wenn Sie nicht eine Lösung hätten…
Nicht nur ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass unsere Zukunft von uns ein neues Denken und neue Lösungsansätze verlangt. Immer wieder hört man aus alltäglichen Gesprächen: So kann es doch nicht weitergehen. Hinzu kommt die KI, die mit großer Wahrscheinlichkeit schneller zu der Erkenntnis kommt, als es uns lieb ist, dass wir ziemlich überflüssig sind. Daher müssen wir uns dringend ändern.
Was genau müssen wir Ihrer Empfehlung nach tun?
Wir müssen bewusst unsere seit Jahrhunderten tief verwurzelten niederen Instinkte wie Macht, Gier und Neid hinter uns lassen. Dann bestünde kein Grund mehr, ungerechte Systeme in ihrer jetzigen Form aufrechtzuerhalten. Eine Zukunft des Friedens, der schöpferischen Vielfalt, der erfüllten Beziehungen und der Freiheit von Angst wäre möglich.
Wie soll das funktionieren?
Die bewusste Entscheidung eines einzelnen Individuums ist in allen Bereichen unseres Lebens stets die Voraussetzung, dass etwas passiert. Noch ein simples Beispiel: Wenn heute viele einzelne Individuen sagen, sie konsumieren kein Soja mehr, würde die Nachfrage nach Soja sinken. Entsprechend müssten keine Regenwälder mehr gerodet werden, um Soja anzubauen. Weniger Arten würden aussterben, unser Klima würde weniger bedroht sein. Ganz deutlich wäre jeder einzelne Mensch durch seine bewusste Entscheidung im Kleinen in der Lage, das globale Ganze zu verändern und somit für eine bessere Zukunft zu sorgen.
Klimakollaps, Kriege und Kontrollverlust durch KI hängen Ihrer Meinung nach zusammen?
Alles hängt mit allem zusammen. Dies lege ich in meinem Buch dar. Nur ein neues kollektives Mindset wird die Innovationen der Zukunft hervorbringen, um hoffentlich die Menschheit und unseren Planeten zu retten. Zu viele Menschen sind reine Befehlsempfänger. Sie bekommen von übergeordneten Positionen Befehle, ohne einen einzigen Moment der Selbstwirksamkeit, in dem sie Einfluss haben, mitgestalten und mitschöpfen können. Alles, was reine Befehlsempfänger heute jedoch können, können aber in Kürze die Algorithmen. Ebenso stupide, sich wiederholende Tätigkeiten. Was die Algorithmen künftig jedoch nicht können werden, ist Dinge zu erschaffen. Wir sollten also versuchen, ein neues Bewusstsein zu entwickeln und für uns selbst das Optimum auf der geistigen Ebene herausholen.