Anzeige
Schifano Ausstellung Schauwerk

Mario Schifano: Kunst und Leben

Eine Retrospektive im SCHAUWERK Sindelfingen

Mario Schifano, Alfa (Goffredo Parise), 1965, Quenza Collection, USA, Foto: Stefan Kirkeby, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Hätte Mario Schifano ein Smartphone besessen, er hätte es vermutlich nie aus der Hand gelegt und –  er hätte das digitale Medium mit Sicherheit in seiner Kunst verarbeitet und kreativ transformiert. Der 1934 geborene Künstler lebte in einer Ära, in der das Fernsehen zum dominierenden Massenmedium wurde. Und er liebte es! In seinem Atelier türmte sich eine Wand aus laufenden Bildschirmen. Für seine Paesaggi TV fotografierte er Fernsehbilder, kolorierte die Abzüge mit Lackfarbe oder überführte sie in Malerei auf Leinwand. Diese Übertragung von einem Medium ins andere zieht sich durch sein gesamtes Werk. Er drehte auch selbst experimentelle Filme, zum Beispiel Umano non umano mit den Bandmitgliedern der Rolling Stones Mick Jagger und Keith Richards, die er wiederum zu dem Song Monkey Man inspirierte. Später entschied sich Schifano eigene Werke beim trashigen italienischen Shopping-Kanal zu verkaufen. Auch die Anfänge des Internets verfolgte der Künstler mit Interesse: Mitte der 1990er Jahren richtete er eine Website ein, auf der er Fotos seiner Kunstwerke einstellte und zur Weiternutzung einlud.

Die römische Kulturszene der 1960er Jahre

Im Rom der 1960er Jahre trafen Künstler:innen, Intellektuelle und Musiker:innen aufeinander: ein Schmelztiegel aus Avantgarde, Popkultur und politischem Aufbruch. Schifano verkörperte das Lebensgefühl dieser Jahre wie kaum ein anderer. Er war mit dem Künstler Cy Twombly und dem Regisseur Jean-Luc Godard befreundet, hatte zahlreiche Liebschaften zum Beispiel mit der Schauspielerin Anita Pallenberg und Sängerin Marianne Faithfull. Im legendären Piper Club spielte die nach ihm benannte Band „Le stelle di Mario Schifano“ psychedelische Musik, begleitet von Projektionen seiner Werke. Auch in New York, wo er sich 1963/64 für mehrere Monate aufhielt, pflegte er engen Kontakt zur dortigen Kunstszene rund um Andy Warhol, Frank Kline und Frank O'Hara. Sein Leben war geprägt von Exzessen, Skandalen und persönlichen Krisen – ebenso intensiv und radikal wie seine Kunst.

Mario Schifano, Futurismo rivisitato, 1966, Private Collection, Courtesy Gió Marconi, Milan, Foto: Fabio Mantegna, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025

Retrospektive im Schauwerk Sindelfingen

Das Schauwerk Sindelfingen zeigt ab 19.10.2025 in der ersten Einzelausstellung des Künstlers in Deutschland einen Überblick über Mario Schifanos Schaffen. Frühe Werke, die von der amerikanische Pop-Art inspiriert waren, behandeln Themen wie Konsum und Werbung oft mit ironischem oder kritischem Blick. Schifano experimentierte mit Materialien wie Packpapier, Lack und Acrylglas, um die Grenzen zwischen Kunst und Alltag zu verwischen. Höhepunkte der Ausstellung sind der Film Umano non umano und die aus 520 übermalten Fotografien bestehende Arbeit Untitled, die 1993 für die Biennale von Venedig entstand. Die Fotografien zeigen Momentaufnahmen aus den Jahren 1980 bis 1990 – ein Jahrzehnt, betrachtet durch den Fernseher, kommentiert und festgehalten mit Pinsel, Bleistift oder Filzstift.

Ab den 1980er-Jahren entstanden hauptsächlich großformatige Werke mit expressiven und offenen Gesten, die Bezüge zur Transavanguardia nahelegen und politische Themen wie den Zweiten Golfkrieg aufgreifen.

 

Impressum:

MARIO SCHIFANO. When I remember
19.10.2025–21.06.2026
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag: 11–18 Uhr
 
SCHAUWERK Sindelfingen
Eschenbrünnlestraße 15
71065 Sindelfingen
 
Artikel teilen
[ this should be replaced by application ]