Woher kommt unsere Wärme im Winter?
Warme Wohnungen, beheizte Büros – das sind in Deutschland auch in den kalten Wintermonaten Selbstverständlichkeiten. Bis vor einigen Jahren machten sich die wenigsten Menschen in Deutschland Gedanken darüber, woher unsere Energie für diese Wärme eigentlich kommt. Doch spätestens seit der Energiekrise im Winter 2022 wurde vielen bewusst: Unsere Energieversorgung ist keineswegs selbstverständlich. Sie ist das Ergebnis einer verflochtenen Energieinfrastruktur und langjähriger internationaler Partnerschaften, auf die wir uns verlassen müssen. Diese Erkenntnis hat die Debatte um die Zukunft unserer Wärmeversorgung und die Notwendigkeit einer Transformation des Heizungssektors stark befeuert. Insbesondere im Gebäudebereich steht Deutschland vor komplexen Herausforderungen, wenn es darum geht, die Bezahlbarkeit, Energiesicherheit und den vermehrten Einsatz erneuerbarer Energien zu gewährleisten.
Doch wo steht Deutschland heute? Welche Energieträger versorgen uns mit Wärme, wo kommt diese Energie sonst noch zum Einsatz und können wir uns auf unsere Energielieferanten verlassen? Und wie bleiben wir gleichzeitig auf dem Pfad in Richtung Klimaneutralität?
Gerade im Winter erfordert nicht nur die Versorgung unserer Haushalte, sondern besonders auch der industrielle Sektor des Landes große Energiemengen. Viele Produktionsprozesse, aber auch die Beheizung von Hallen und Büros, sind essenziell für einen reibungslosen Betrieb. Wenn Deutschland auch in Zukunft eine starke Industrie im Land haben möchte, muss die Energieversorgung sowohl sicher als auch bezahlbar sein. Gleichzeitig muss die Industrie eine realistische Chance bekommen, ihre Prozesse auf CO₂ arme und CO₂ -freie Energieträger umzustellen, damit die deutschen und europäischen Klimaziele bis Mitte dieses Jahrhunderts erreicht werden können. Dafür ist der Blick auf die Herkunft und Vielfalt unserer Energiequellen entscheidend.
Woher bezieht Deutschland seine Energie für Heizungen und Industrie?
Beim Großteil seines Energieverbrauchs ist Deutschland auf Importe angewiesen – gerade auch bei der Sicherung unserer Winterwärme. Dabei ist es essenziell, dass wir uns auf unsere Partnerländer verlassen können, die uns auch in kalten Monaten zuverlässig mit den nötigen Energieträgern versorgen.
Nettoimportquote (2023), negative Werte genullt: Deutschland ist bei Erdgas, Erdöl und Steinkohle auf verlässliche Partner angewiesen.[1]
Am Beispiel Erdgas wird beleuchtet, woher unsere Energie stammt und wo sie zum Einsatz kommt.
Deutschland importiert 95 % seines Erdgases, nur etwa 5 % werden durch heimische Produktion gedeckt.[2]Das mit Abstand wichtigste Partnerland für Deutschlands Erdgasimporte ist Norwegen. Die langjährige deutsch-norwegische Energiepartnerschaft bildet damit ein unverzichtbares Fundament für Deutschlands sichere Wärmeversorgung im Winter. Weitere wichtige Erdgasimporte erhalten wir aus den Niederlanden und Belgien. In den vergangenen Jahren sind zudem an den deutschen Küsten Flüssiggas-Terminals entstanden, über die Deutschland nun auch Erdgas per Schiff importieren kann.
Herkunft der deutschen Erdgasimporte (2024): wichtigste Partnerländer (nur direkte Herkunft, Eigenproduktion/Transit nicht berücksichtigt).[3]
Norwegen ist das wichtigste Partnerland Deutschlands, wenn es um Erdgas geht. Bereits seit fast 50 Jahren besteht die Energiepartnerschaft zwischen den beiden Ländern. Norwegen verfügt über große Erdgasvorkommen auf dem norwegischen Kontinentalschelf in der Nordsee. Das norwegische Energieunternehmen Equinor ist seit Jahrzehnten auf dem norwegischen Kontinentalschelf aktiv und kümmert sich zu einem Großteil um die Förderung, den Transport, die Aufbereitung und den Export des Gases. Das Erdgas für Deutschland strömt durch die drei Pipelines Norpipe, Europipe I und Europipe II nach Deutschland. Equinor ist verantwortlich für zwei Drittel der norwegischen Erdgasexporte.
Die Niederlande sind neben Belgien ein wichtiger Lieferant für Deutschland. In den letzten Jahrzehnten erfolgte der Export vor allem durch eigene Gasvorkommen. Seit Mitte der 2010er-Jahre sind die Mengen stark rückläufig.[4] Unabhängig davon sind die Niederlande ein wichtiges Transitland, über das Flüssigerdgas (LNG) von niederländischen Häfen über Pipelines nach Deutschland gelangt.
Belgien hat keine eigene Erdgasproduktion, ist jedoch an das norwegische Transportleitungsnetz angeschlossen und ist ebenfalls ein wichtiges Transitland für Flüssigerdgas. Das LNG gelangt vor allem über den Hafen Zeebrugge in das europäische Erdgasnetz und so auch nach Deutschland.
LNG-Terminals: Seit 2022 verfügt auch Deutschland über Flüssigerdgas-Terminals. Aktuell sind die schwimmenden Terminals in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Lubmin in Betrieb. Deutschland kann also auch selbst LNG via Schiff importieren – aus den USA und der ganzen Welt.
Die Erdgasplattform Troll A in der norwegischen Nordsee. Hier lagern die größten Erdgasvorräte Norwegens.
Wo kommt Erdgas in Deutschland zum Einsatz und welche Rolle spielt es in der Wärmeversorgung?
Erdgasabsatz nach Abnehmern in Deutschland (2024, vorläufige Zahlen)[5]
Industrie: Die Industrie ist der größte Erdgasabnehmer in Deutschland. Erdgas wird hier vor allem für die Erzeugung von Prozesswärme genutzt, die für viele industrielle Prozesse, beispielsweise in der Chemie- und Metallindustrie, unerlässlich ist.
Private Haushalte: Ein erheblicher Teil des Erdgases wird im Wohnungssektor zum Heizen verwendet. Rund 70 % des Endenergieverbrauchs entfallen auf Raumwärme. Erdgas ist damit der dominante Energieträger, der im Winter Millionen von Menschen in Deutschland warmhält. Obwohl der Endenergieverbrauch der privaten Haushalte langfristig sinkt, bleibt Erdgas einer der wichtigsten Energieträger für Raumwärme. Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen um die Transformation der Heizsysteme und die zukünftigen Anforderungen an Gebäudeheizungen wird die Rolle jedes Energieträgers neu bewertet, um den Weg zur Klimaneutralität zu ebnen. Dabei kann Erdgas nicht nur als stabilisierender Faktor dienen, sondern auch als flexible Komponente in hybriden Heizsystemen (z. B. Gasheizung in Kombination mit Wärmepumpe), die den schrittweisen Übergang zu vollständig erneuerbaren Lösungen ermöglichen. Die Transformation der Heizsysteme stellt viele Haushalte vor erhebliche Investitionen. Erdgas kann dazu beitragen, die Beheizung von Gebäuden kosteneffizient und planbar zu halten, während langfristige, klimaneutrale Lösungen schrittweise eingeführt werden.
Monatliche Schwankungen des Erdgasverbrauchs (in Mrd. kWh) 2024 mit deutlichem Anstieg in der Heizsaison von ca. Oktober bis April.[6]
Gewerbe, Handel und Dienstleistungen: Auch im Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleistungen wird Erdgas primär für die Beheizung von Gebäuden genutzt. Fast die Hälfte des Endenergieverbrauchs in diesem Bereich entfällt auf Raumwärme. Energetische Sanierungen und effizientere Heizsysteme haben den Bedarf in den letzten Jahrzehnten spürbar reduziert. Dennoch bleibt Erdgas ein wichtiger Energieträger, insbesondere in älteren Gebäuden. Gleichzeitig steigt der Stromanteil durch den wachsenden Einsatz elektrischer Lösungen.
Erdgas ist vielfältig einsetzbar und bleibt kurz- und mittelfristig unverzichtbar, insbesondere in der Industrie und als verlässlicher Wärmelieferant in privaten Haushalten. Es spielt weiterhin eine wichtige Rolle im deutschen Energiemix und weist im Vergleich zu anderen fossilen Energieträgern den geringsten CO2-Ausstoß auf. Das norwegische Energieunternehmen Equinor achtet ganz besonders darauf, dass auch bei der Produktion und beim Transport so wenig Emissionen wie möglich entstehen. So liegen die Methanemissionen bei Equinor etwa 90 % unter dem Branchendurchschnitt. Erdgas kann eine zuverlässige Energieversorgung sicherstellen, die gerade in den kalten Wintermonaten entscheidend ist, solange der Bedarf noch nicht vollständig durch erneuerbare Energien gedeckt werden kann.
Das Energiesystem der Zukunft
Deutschland hat sich selbst dem Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 verschrieben. Doch auch die weltweite Energielandschaft befindet sich im Wandel. Der Energiebedarf ist in den letzten Jahren gestiegen und soll laut IEA zukünftig noch weiterwachsen, wenn auch langsamer als zuvor.[7] Das Wachstum geht dabei hauptsächlich von Schwellen- und Entwicklungsländern aus. Gleichzeitig haben sich Regierungen überall auf der Welt dazu verpflichtet, CO₂ -Emissionen zu senken, um das 1,5°C-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Ein breites Spektrum an Lösungen ist unerlässlich, um Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Insbesondere Deutschland kann seinen eigenen Energiebedarf nicht vollständig decken. Daher sind diversifizierte Importe von großer Bedeutung.
Das norwegische Energieunternehmen Equinor beteiligt sich aktiv an dieser Transformation. Mit der Ambition bis zum Jahr 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, hat Equinor einen Energiewendeplan entwickelt. Dieser Plan konzentriert sich auf die Optimierung des Öl- und Gasportfolios, ein starkes Wachstum im Bereich der erneuerbaren Energien sowie die Entwicklung neuer Marktchancen für CO2-arme Lösungen. Insbesondere im Bereich Offshore Wind hat Equinor weltweit Projekte in der Planung und im Bau. Equinors Engagement in der Entwicklung von CO2-armen Lösungen, wie die Speicherung von CO2 (CCS) oder Wasserstoff, sind zudem wichtige Schritte, die auch indirekt zur Dekarbonisierung des Wärmesektors beitragen können, indem sie die Verfügbarkeit von klimafreundlichen Energieträgern erhöhen oder Emissionen aus der Wärmeerzeugung reduzieren.
Konkret hat Equinor diese Ambitionen:
- Die betrieblichen Emissionen bis 2030 um 50 % senken.
- Bis 2030 10-12 GW installierte Leistung im Bereich erneuerbare Energien erreichen.
- Bis 2035 eine CO₂-Transport- und Speicherkapazität von 30-50 Millionen Tonnen pro Jahr aufbauen.
- Die Netto-Kohlenstoffintensität seiner Energieprodukte bis 2035 um 30-40 % senken, auf dem Weg zu Netto-Null bis 2050.
Die Transformation des Wärmesektors ist eine der komplexesten Aufgaben auf dem Weg zur Klimaneutralität. Es zeigt sich zunehmend, dass keine einzelne Technologie oder Strategie die gesamte Breite der Anforderungen abdecken kann. Stattdessen sind neben klaren und verlässlichen politischen Rahmenbedingungen vielfältige, technologische Lösungen und ein offener, pragmatischer Ansatz unerlässlich. Nur so kann sichergestellt werden, dass Deutschlands Wohn- und Büroräume auch zukünftig nachhaltig, sicher und bezahlbar beheizt werden können.
Dieser Inhalt ist in Zusammenarbeit mit Equinor entstanden und beleuchtet den Beitrag des Unternehmens zur Energiesicherheit in Deutschland.
[1] https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Artikel/Energie/gas-erdgasversorgung-in-deutschland.html#:~:text=Neben%20der%20inl%C3%A4ndischen%20Produktion%20wird,von%20Russland%20mit%2022%20Prozent.
[2] https://www.umweltbundesamt.de/daten/energie/primaerenergiegewinnung-importe
[3] https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Gasversorgung/aktuelle_gasversorgung/_svg/Gasimporte/Gasimporte.html
[4]https://www.iea.org/countries/the-netherlands/natural-gas (Grafik 2)
[5] https://www.bdew.de/service/daten-und-grafiken/erdgas-absatz-und-verbrauch/
[6]https://www.bdew.de/media/documents/Erdgasverbrauch_bereinigt_Vgl_VJ_monatlich_online_o_monatlich_FS_13102025.pdf
[7] https://iea.blob.core.windows.net/assets/140a0470-5b90-4922-a0e9-838b3ac6918c/WorldEnergyOutlook2024.pdf





