Es war eine Infektion, die Beyzas Leben auf den Kopf stellte. Die Blutvergiftung kam plötzlich, von heute auf morgen wurde die Auszubildende zur Intensivpatientin. Nach Wochen im Koma mussten ihre Unterarme und Beine amputiert werden. Das war 2018. Seitdem lebt Beyza mit vier Prothesen und einer transplantierten Niere ihrer Mutter.
Die Normalität, wie Beyza sie kannte, mag damals also geendet haben. Doch viel wichtiger: Ein neues Leben begann. „Natürlich war das zuerst alles ein Schock. Aber für mich war ziemlich schnell klar, dass ich mich von diesem Schlag nicht unterkriegen lassen darf. Dass ich jetzt erst recht weitermachen muss. Und ich wusste, ich habe die Stärke.“
Wie Beyza zu Robogirl wurde
Durch die unendlichen Möglichkeiten digitaler Vernetzung baute Beyza sich erst weit über die Mauern des Krankenhauses, dann über Köln und Deutschland hinaus eine Instagram-Community auf. @beyza.mokkaa ist das Profil einer jungen Frau, die ihre Familie liebt, ihre Freunde trifft, sich fit hält, neue Looks und Make-up ausprobiert. Nur, dass sie eben Prothesen trägt. Es ist vor allem das Profil einer jungen Frau, die sich nicht unterkriegen lässt.
Durch den offenen Umgang mit ihrer Lebensgeschichte trifft Robogirl einen Nerv in den sozialen Medien. „Menschen mit und ohne Prothesen schreiben mir, wie überfällig es ist, dass die Gesellschaft offen über Themen wie diese spricht“, sagt Beyza. „Und dass mein Mut sie bestärkt, ihre eigenen Einschränkungen ebenfalls nicht länger zu verstecken.“
Warum sollte es schließlich ein Tabu sein, statt eines Körperteils eine Prothese zu tragen? Mit ihrem Optimismus, ihrer Herzlichkeit und ihren klaren Worten traf Beyza einen Ton, der Menschen inspiriert. Gleichzeitig gaben die vielen positiven Nachrichten aus ihrer Community auch Beyza selbst Kraft. „Eine Menge Leute, die ich noch nie gesehen habe, konnten mir dabei helfen, in diesem langen Prozess immer weiterzumachen“, berichtet sie.