Lisa Reeves
Head of Interior Design Volvo Cars
mehr als ein Trend
Architektur oder Autodesign, Mode oder Lifestyle: Sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und einen nachhaltigeren Lebensstil zu pflegen, ist in vielen Branchen nicht nur ein Trend, sondern Grundlage des Denkens und Handelns. Auf Einladung von Volvo im Rahmen der Deutschlandpremiere des neuen vollelektrischen EX30, des kleinsten SUV von Volvo, sprechen Expertinnen und Experten über ihre praktischen Erfahrungen und Erkenntnisse mit der Kunst der Reduktion.
Head of Interior Design Volvo Cars
Wenn der Architekt Mark Randel darüber nachdenkt, wie das optimal gestaltete Gebäude aussehen könnte, fallen ihm nicht etwa extravagante Wohntürme oder spektakuläre Museen ein. Sondern: eine einfache Fischerhütte am Meer. „Ein Bett, eine Küche, eine Terrasse, ein Dach über dem Kopf. Mehr brauchen wir nicht.“ In der Reduktion perfekt durchdacht. Wenn die Designerin Lisa Reeves, Head of Interior Design bei Volvo, den optimal gestalteten Innenraum eines Autos beschreiben soll, hat sie keine ausgefallenen Dekoelemente im Sinn. Sondern: pures, klares Design. „Es geht darum, Komplexität zu reduzieren. Wir entwickeln Elemente crossfunktional.“
Gründer & Architekt von Studio Mark Randel
Was Lisa Reeves und Mark Randel schildern, ist nichts weniger als ein Konzept, um das Leben einfacher und die Welt ein wenig besser zu machen. Wie könnte das einfacher gelingen als mit dem Plan, alles Überflüssige wegzulassen und sich auf die relevanten Bestandteile zu konzentrieren? Ob Autodesign oder Architektur, ob Mode oder Lifestyle – nach Jahrzehnten des Überkonsums, der Verschwendung, der Extravaganz hat in vielen Lebensbereichen ein neues Denken eingesetzt, in dessen Mittelpunkt ganz andere Werte stehen: Einfachheit, Klarheit, Achtsamkeit.
„Es geht darum, Komplexität zu reduzieren. Wir entwickeln Elemente crossfunktional.“Lisa Reeves
Head of Exterior Design Volvo Cars
„Die Kunst der Reduktion“ ist deshalb auch der Titel einer Talkrunde, bei der auf Einladung von Volvo spannende Gäste davon berichten, wie sie sich in ihrem Beruf auf das Konzept der Einfachheit berufen: Neben Lisa Reeves gibt auch T. Jon Mayer, Head of Exterior Design bei Volvo, interessante Einblicke, wie skandinavische Designtradition und Nachhaltigkeit das Denken der schwedischen Automarke bestimmen.
Gründerin & Designerin NINA REIN
Julia Ickert, Co-Gründerin des Modelabels NINA REIN, erzählt von ihrer Idee, statt „Fast Fashion“-Wegwerfmode ihren Kundinnen eine nachhaltige Kollektion anzubieten, die außer mit hoher Qualität auch mit der Schönheit der einfachen, klassischen Formen besticht. Julian Trautwein, CEO und Mitgründer von Raus, vermietet smarte Cabins mitten in der Natur an Menschen, die gerne mal ein paar Tage dem Großstadttrubel entfliehen wollen. Und Mark Randel, 20 Jahre lang Partner im Büro des britischen Stararchitekten David Chipperfield und heute Inhaber eines eigenen Studios, glaubt, dass Architekten in erster Linie herausfinden sollten, „was ihre Kunden wirklich brauchen“.
Direktor Think Tank SZ Institut
Worin besteht also der Charme der Reduktion, wie zeigt er sich im Alltag der Menschen? Das möchte Moderator Dirk von Gehlen zunächst von den Gästen des Volvo Talks wissen. Von Gehlen ist Journalist und Buchautor und leitet das „SZ Institut“, einen Think-Tank der Süddeutschen Zeitung, der sich mit gesellschaftlichen Veränderungen befasst. Er selbst hat passenderweise gerade ein Buch mit dem Titel „Wesentlich weniger“ veröffentlicht, das man, so verspricht der Autor, in tausend Sekunden gelesen hat.
„Früher war die Devise: Mehr ist mehr. Heute heißt sie: Weniger ist mehr“, sagt T. Jon Mayer, der seit zwölf Jahren bei Volvo arbeitet und für das Außendesign des neuen vollelektrischen Volvo EX30 verantwortlich ist – ein Auto, in dem sich die Philosophie der Marke Volvo zeigt, weil das puristische Design nach den Worten Mayers „einen zeitlosen Ansatz verfolgt, mit einer Formensprache, die Bestand hat“. Ein kleines Auto, „das größer wirkt, als es ist“, sagt Mayer – auch das eine Möglichkeit der Reduktion. Diesem Gedanken folgt ebenfalls das Modelabel NINA REIN, wie Co-Gründerin Julia Ickert erklärt: „Es genügt, nur wenige Kleidungsstücke zu besitzen, die aber auch wirklich zu tragen.“ Statt Hunderte Teile nutzlos im Schrank hängen zu haben, sollte man sich fragen, wie man seine Kleidung kombinieren und Gebrauchtes wiederverwenden kann. T. Jon Mayer findet den Lebensstil der reduzierten Garderobe schon deshalb einleuchtend, weil er den täglichen Stress mindert: „Kleine Entscheidungen im Alltag, wie die, was ich heute anziehe, fallen mir dadurch einfach leichter.“
CEO und Mitgründer von Raus
Kein Zweifel, es gibt in der Gesellschaft eine Sehnsucht nach dem einfacheren Leben und nach Produkten ohne spektakuläre Effekte. Oder, wie es Lisa Reeves formuliert: „Keine Dekoration, sondern Fokus auf Dinge, die für die Menschen wirklich wichtig sind.“ Im Fall des Autodesigns bedeutet das: „Wir konzentrieren uns auf Sicherheit und darauf, dass man sich beim Fahren wohlfühlt.“ Ganz ähnliche Erfahrungen macht Julian Trautwein mit seinem Angebot, mitten in der Natur ein paar Tage und Nächte in kleinen Cabins, also kleinen charmanten Häuschen von 16 Quadratmetern Größe, zu verbringen. Die Nachfrage ist riesig, das Bedürfnis vieler Menschen, einmal „draußen zu sein, um die Batterien wieder aufzuladen“, ist offensichtlich. Woran das liegt? Julian Trautwein sagt: „Wir leben in einer Welt, in der du immer alles bekommst, man lässt sich Essen liefern, jedes Produkt ist jederzeit verfügbar. Unsere Cabins ermöglichen ein Ausbrechen aus dieser Komfortzone und eine Besinnung auf das Nötige.“ So hat man zum Beispiel einen Tank mit 500 Litern Wasser zur Verfügung – ein unlimitierter Verbrauch ist nicht möglich. Und statt ständiger Bespaßung erleben seine Gäste: nichts. „Das beste Feedback, das wir bekommen können, ist, wenn jemand sagt, er oder sie hat sich gelangweilt.“ Julian Trautwein ist überzeugt: Langeweile ist der neue Luxus.
Verantwortung für sich selbst, aber auch für die Gesellschaft: Das Konzept der Reduktion endet nicht mit dem eigenen Erleben. „Es ist nicht nur unsere Entscheidung, es hat eine sozial relevante Komponente“, sagt Designer T. Jon Mayer. Nachhaltigkeit, Kampf gegen den Klimawandel, auch darum gehe es. In Schweden, so hat der Amerikaner gelernt, sei Respekt gegenüber der Natur einer der wichtigsten Werte, die alltäglich gelebt werden. Bei Volvo gehöre Nachhaltigkeit zum Unternehmenszweck. „Dieser Gedanke fließt bei uns in jede Entscheidung ein.“ Seine Kollegin Lisa Reeves erklärt, wie dies beim neuen Volvo EX30 umgesetzt wird: Das Rohmaterial der Kunststoffteile im Innenraum besteht aus recycelten Fensterrahmen aus Plastik. Auch Denim-Stoffe aus der industriellen Produktion, die sonst weggeworfen würden, finden neue Verwendung. Das Ziel, so Lisa Reeves, sollte „eine Kreislaufwirtschaft sein, in der wir alles wiederverwenden“. Nicht nur beim Material, auch in der Produktion und beim Energieverbrauch gehe es um ein Arbeiten im Einklang mit der Natur. Architekt Mark Randel greift diesen Gedanken auf: „Wir leihen uns das Material von der Natur. Wir müssen es ihr zurückgeben.“
Mark Randel hält eine Besinnung auch in der Architektur für notwendig. „Wir leben in Gebäuden, die komplett kontrolliert sind, in denen immer die gleiche Temperatur herrscht, in denen wir den Bezug zur Natur verlieren.“ Auch deshalb arbeitet er am liebsten mit natürlichen Materialien wie Holz und Stein. Und er versucht, seinen Kundinnen und Kunden die Schönheit und die Notwendigkeit der Reduktion zu vermitteln. Das ist gar nicht so einfach. „Wir wissen zwar, dass die Ressourcen begrenzt sind. Aber sich daran zu orientieren, fällt den meisten noch schwer.“
Das sieht Julia Ickert, Gründerin des Modelabels NINA REIN, ähnlich: „Wir haben lange viel zu viel konsumiert. Es ist Zeit für einen Wechsel.“ Für ihre Branche bedeutet dies: Reduktion in der Herstellung und im Design, weniger Abfall, aber auch, ihren Kundinnen zu raten, jedes einzelne Stück möglichst lange zu tragen. Ob ihr Ideal einer reduzierten Mode ein Einheitslook wie bei Mark Zuckerberg sei, fragt Moderator Dirk von Gehlen scherzhaft. Der Facebook-Gründer trägt bekanntlich immer das gleiche T-Shirt, es ist sein persönliches Markenzeichen. Nein, lacht Julia Ickert, auch eine zurückhaltende Mode dürfe Spaß machen: „Ich liebe unterschiedliche Farben und witzige Kombinationen.“
Auch das ist eine Erkenntnis aus diesem inspirierenden Round Table: Reduktion ist nicht nur ein nachhaltiges, sondern auch ein ästhetisches Konzept. Es gehe nicht um Gleichmacherei, sagt T. Jon Mayer, „nicht um One size fits all. Wir sind Individuen, jeder hat andere Bedürfnisse und einen anderen Geschmack.“ Deshalb komme auch der neue Volvo EX30 in Ausstattung und Design individuellen Wünschen entgegen.
Die Kunst der Reduktion, darin sind sich die Gäste einig, ist ein zeitgemäßer Lebensstil, der bewussten Konsum mit ästhetischem Empfinden verbindet. Oder, wie Designerin Lisa Reeves sagt: „Reduktion ist viel mehr als ein Trend.“