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Neuer Schwung für klinische Forschung
Deutschland ist bei der Zahl klinischer Studien im internationalen Vergleich deutlich abgerutscht. So wird medizinische Innovation ausgebremst und der Zugang zu moderner Versorgung erschwert. Wie lässt sich der Trend umkehren?

Maximilian Heller erkrankte 2021 an Krebs. Er erinnert sich: „Eine erste Prognose mit Leitlinien-Therapie gab mir höchstens zwei Jahre Überleben. Heilung habe ich durch mein selbstbestimmtes Handeln, die eigene Recherche und insbesondere durch die Motivation und das Engagement meines Onkologen erfahren. Gemeinsam haben wir wissenschaftliche Paper studiert und neue therapeutische Wege gesucht. Alleine und ohne den intensiven Austausch mit diesem Arzt hätte ich es niemals geschafft.“ Um Menschen zu helfen, die in eine ähnliche Situation geraten, engagiert er sich jetzt ehrenamtlich in Patientenbeiräten und begleitet Studien als Patientenvertreter.
Frühzeitiger Zugang zu innovativen Therapien

Mit seiner Geschichte ist Maximilian Heller ein Paradebeispiel für die Bedeutung klinischer Forschung. Doch auch die Zahlen für ganz Deutschland machen den dringenden Bedarf an Forschung und neuen innovativen Lösungen deutlich: So erkrankt jedes Jahr in Deutschland eine halbe Million Menschen an Krebs, etwa 31 Millionen leben nach den Zahlen der Krankenkassen mit einer chronischen Erkrankung, mehr als vier Millionen Menschen sind von einer seltenen Erkrankung betroffen1, nur für jeden Zehnten steht eine zugelassene Therapie zur Verfügung2. „Deutschland hat alles, was es braucht, um führend in der klinischen Forschung zu sein. Doch müssen medizinische Innovationen schneller den Patienten und Patientinnen zur Verfügung stehen können, weshalb wir ein System und stabile Rahmenbedingungen brauchen, die Innovationen fördern“, so Alexandra Bishop, Geschäftsführerin bei AstraZeneca Deutschland. Ihre Antwort: „Wir sind bereit, zu kooperieren und Deutschland zu unserem wichtigsten Standort für klinische Forschung in Europa zu machen.“

98% der im KliFo-Barometer befragten Ärztinnen und Ärzte halten klinische Forschung für essenziell zur Verbesserung der Versorgung von Patientinnen und Patienten.
KliFo-Barometer 2025*: hohe Relevanz klinischer Forschung
Potenzial der klinischen Forschung in Deutschland besser ausschöpfen und digitale Lösungen vorantreiben
Das Ziel klinischer Forschung ist in erster Linie die bestmögliche Behandlung der Patienten. Das Potenzial ist laut Dr. Doris Henn, Senior Director Clinical Research Biopharmaceuticals DACH bei AstraZeneca, groß: „Wir therapieren heute häufig noch Symptome, das Ziel ist aber die Heilung, beispielsweise mithilfe von neuen Entwicklungen in der Zelltherapie.“ Sie ist für die Durchführung klinischer Studien von AstraZeneca in Deutschland, Österreich und der Schweiz zuständig und blickt auf über 25 Jahre Erfahrung in der klinischen Forschung zurück. Wer als Patient oder Patientin an klinischen Studien teilnimmt, bekommt früher Zugang zu neuen Therapien. Auch Ärztinnen und Ärzte profitieren von einer Teilnahme an Studien, da sie frühzeitig Erfahrungen mit innovativen Ansätzen sammeln können. Und nicht zuletzt stärkt klinische Forschung nicht nur die Gesundheitsversorgung, sondern auch den Wirtschaftsstandort Deutschland durch qualifizierte Arbeitsplätze und gezielte Investitionen in Forschung und Entwicklung. „In Deutschland führen wir derzeit zirka 250 aktive klinische Studien an rund 900 Studienzentren durch und wollen unsere Studienaktivitäten verdoppeln, sofern es eine belastbare Infrastruktur in Deutschland gibt“, sagt die Neurobiologin Dr. Doris Henn.

Die drei größten Hürden für mehr klinische Studien laut Ärztinnen und Ärzten mit Studienerfahrung
∅ 78% Bürokratischer Aufwand
∅ 70% Zeitaufwendige Datenerfassung und -verwaltung
∅ 63% Eingeschränkte personelle Kapazitäten
KliFo-Barometer 2025*: Bürokratie, Zeit - und Personalmangel sind die größten Hürden
Um Patienten den Zugang zur klinischen Forschung zu erleichtern, hat AstraZeneca neue, digitale Strategien entwickelt. Dazu zählt beispielsweise die Bereitstellung der App „Unify“, ein digitaler Lotse für Patienten und Patientinnen sowie Ärzte, die an einer klinischen Studie von AstraZeneca teilnehmen. Die App bietet Patienten und Patientinnen Informationen über Studien von den behandelnden Ärzten, vernetzt Ärzte und bietet Patienten und Patientinnen virtuelle Besuche in Studienzentren an. „Wichtig ist es, Informations- und Wissenslücken zu klinischen Studien zu schließen und Forschungsbegeisterung zu schaffen“, so Dr. Henn.
Trotz hohen Interesses an klinischen Studien: Ärztinnen und Ärzte sehen Bürokratie als größtes Hindernis
Dabei ist die Bereitschaft unter Medizinern bereits groß, an klinischen Studien teilzunehmen: In einer von AstraZeneca beauftragten Umfrage gaben 98 Prozent der Ärzte an, dass sie klinische Forschung als relevant für die Gesundheitsversorgung bewerten. Als Hindernisse nannten sie: zu viel Bürokratie, zu hoher Zeitaufwand und eingeschränkte personelle Kapazitäten. Prozesse wie die Vertragsabwicklung erfolgen vielerorts noch in Papierform – ein etablierter Weg, der zudem Chancen für sinnvolle digitale Weiterentwicklungen bietet.
Zugleich sind neue Strategien notwendig, um die Teilnahme von Patientinnen und Patienten an klinischen Studien zu vereinfachen. Professor Dr. Jens Peters, der an der Medical School Hamburg das Fachgebiet Klinische Forschung lehrt, sieht zwei Ansätze als besonders vielversprechend an: Zum einen brauche es eine kontinuierliche Aufklärung der Öffentlichkeit über klinische Studien, zum anderen könne der Aufbau einer zentralen deutschsprachigen Studiendatenbank den Zugang zu Forschung deutlich erleichtern. Ideal wäre aus seiner Sicht ein System, bei dem im Rahmen eines Arztbesuchs nach Eingabe bestimmter Patientendaten automatisch Hinweise auf passende Studien eingeblendet werden.
Forderung von Ärztinnen und Ärzten

Struktureller Wandel:
84% der Befragten befürworten die Integration klinischer Studien bereits im Medizinstudium. Besonders stark ist die Zustimmung unter jüngeren Ärztinnen und Ärzten (94 %).
94% sehen den Ausbau der Rolle von Studienkoordinierenden als sinnvoll an, insbesondere zur Unterstützung bürokratischer Prozesse.

Politische Maßnahmen:
68% der Befragten wünschen sich Entlastung von Routineaufgaben zugunsten von Forschungstätigkeiten.
60% befürworten die Integration von Studientätigkeit in die reguläre Arbeitszeit.
KliFo-Barometer 2025*: Maßnahmen für mehr Studienaktivität unter Ärzten
Wie AstraZeneca zusätzliche Praxen und Kliniken für klinische Studien gewinnt.
Deutschland kann seine Spitzenposition als attraktiver Forschungsstandort nur durch gezielte strukturelle und politische Maßnahmen sowie bessere Rahmenbedingungen zurückgewinnen. Ende 2022 gründete AstraZeneca die Site Development Task Force mit dem Ziel, dazu beizutragen, die Forschungsinfrastruktur zu verbessern und strukturelle Lücken zu schließen. Es werden zusätzliche, niedergelassene Praxen und Kliniken für die Durchführung von klinischen Studien gewonnen und Ärzte mit wenig oder keiner bisherigen Studienerfahrung und deren Praxisteams unterstützt, Schritt für Schritt ein aktives Studienzentrum zu werden. Im Video wird über die Arbeit mit neuen Studienzentren berichtet. Dr. Doris Henn erläutert die Strategie hinter der Initiative, während Dr. Tanja Knolinski, Fachärztin für Lungenheilkunde, Innere Medizin und Schlafmedizin aus Hamburg ihre Erfahrungen als teilnehmende Ärztin teilt.
*Über das KliFo-Barometer
AstraZeneca Deutschland befragt regelmäßig Ärzte und Ärztinnen unterschiedlicher Fachrichtungen zu aktuellen Themen. Die Befragungen werden von Bonsai Research durchgeführt. Das KliFo-Barometer zum Thema klinische Studien wurde unter in Deutschland praktizierenden Ärztinnen und Ärzten (n = 258) mit und ohne Studienerfahrung (86% vs. 14%) in den vier Fachbereichen durchgeführt: Hämatologie/Onkologie, Kardiologie, Diabetologie sowie Pulmologie/Pneumologie. Befragungszeitraum: Januar 2025.
1Bundesgesundheitsministerium. Seltene Erkrankungen. Zugriff am 01.07.2025.
2Global Genes. (n.d.). RARE Disease Facts. Zugriff am 01.07.2025.