
Welche Rolle kann der ÖPNV für Umwelt, Lebensqualität und Wohlstand in Deutschland spielen? Mit dieser Frage beschäftigen sich der Denkraum25, eine Initiative des SZ Instituts, und die Initiative ZUKUNFT NAHVERKEHR der DB Regio. Antworten und Impulse präsentieren sie auf dem Nachhaltigkeitsgipfel der Süddeutschen Zeitung.
Menschen
pendeln mit dem ÖPNV zur Arbeit.
Rund zehn Millionen Tonnen CO2-Ausstoß spart der ÖPNV jedes Jahr ein, indem er 73 Milliarden Pkw-Kilometer ersetzt - eine Strecke ungefähr so lang wie 243 Reisen zur Sonne und wieder zurück. Das ist ein beachtlicher Beitrag zum Klimaschutz und entspricht in etwa den Emissionen eines modernen Braunkohlekraftwerks. Diese Zahlen zeigen, welche bedeutende Rolle der ÖPNV bei der Erreichung der Klimaziele im Verkehrssektor spielen kann. Der Verkehr ist der einzige Bereich, in dem Deutschland seine Klimaziele aktuell verfehlt – gut 20 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen der Bundesrepublik stammen aus diesem Sektor. Investitionen in den Ausbau des ÖPNV rechnen sich aber nicht nur für den Klimaschutz, sie stärken auch einen volkswirtschaftlichen Leistungsträger: Eine Studie des Münchner Clusters für die Zukunft der Mobilität (MCube) hat errechnet, dass die Wertschöpfung des ÖPNV jedes Jahr bei 75 Milliarden Euro liegt – das ist dreimal so viel wie seine gesamten Betriebskosten.
Wie viel zahlt der Staat dazu?
Euro
Subventionen für fossil betriebene Dienstwagen
Euro
Subventionen für das Deutschlandticket
kostet ein Ford Fiesta ohne Anschaffung im Monat – das Deutschlandticket nur 58 Euro.
Positive Impulse für Handel, Tourismus und Immobilienbranche
In der öffentlichen Wahrnehmung hat der ÖPNV oft ein Imageproblem. Dabei wird übersehen, welchen Beitrag der ÖPNV zum Wohlstand Deutschlands leistet. Ganz direkt tragen dazu die Arbeitsplätze und Umsätze der Verkehrsunternehmen bei. Darüber hinaus beeinflusst der ÖPNV andere Wirtschaftszweige positiv: Handel, Tourismus und auch der Immobilienmarkt profitieren von guter Verkehrsanbindung durch den ÖPNV. Nicht zu unterschätzen sind außerdem die gesellschaftlichen Kosten, die der ÖPNV einspart. Eine höhere Nutzung von Bus und Bahn reduziert Staus, Luftverschmutzung und Unfälle – und die damit verbundenen Folgekosten. Diese indirekte Wertschöpfung beziffert die MCube-Studie mit zusätzlichen 4,07 Milliarden Euro pro Jahr.
Lösungen für eine zukunftsfähige Mobilität
Auftraggeber der Studie ist die Initiative ZUKUNFT NAHVERKEHR. Die Initiative der DB Regio will zeigen, dass öffentlicher Nahverkehr mehr ist als eine Art der Fortbewegung: Er ist Teil der Daseinsvorsorge, fördert Umwelt-, Klima- und Gesundheitsschutz und stärkt den gesellschaftlichen Wohlstand. Um die positiven Auswirkungen des ÖPNV stärker in den Fokus zu rücken, hat die Initiative ZUKUNFT NAHVERKEHR gemeinsam mit dem SZ Institut den Denkraum25 gegründet. Der Denkraum bringt Expertinnen und Experten aus Praxis und Wissenschaft zusammen, damit sie gemeinsam Lösungen rund um eine zukunftsfähige Mobilität entwickeln.
Ist der ÖPNV wirklich effizienter?
Bus
=
ersetzt
Pkw
über1/5
der Beschäftigten sind zu lange Pendelzeiten ein Kündigungsgrund.
Einigkeit über Parteigrenzen hinweg
Wie wirkungsvoll dieser interdisziplinäre Austausch sein kann, zeigte unter anderem der ZNV-Hauptstadtdialog im Mai 2025 in Berlin. Dort diskutierten hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verkehrswesen darüber, welche Rahmenbedingungen es für einen leistungsstarken, klimafreundlichen und fairen ÖPNV braucht. Mit dabei waren etwa Ulrich Lange (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Ricarda Lang, ehemalige Grünen-Vorsitzende, sowie Ingo Wortmann, Vorsitzender des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Über Parteigrenzen hinweg herrschte Einigkeit: Der ÖPNV als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge ist eine tragende Säule der Demokratie. Ingo Wortmann brachte es auf den Punkt und forderte: „Der ÖPNV und der Schienenpersonennahverkehr sind Bestandteile eines funktionierenden Staates. Wir müssen es in dieser Legislaturperiode schaffen, dass wir wieder zuverlässige Dienstleistungen anbieten. Dazu brauchen wir eine stetige Finanzierung und einfache Förderinstrumente.“
Wo sind wir zufrieden mit der Mobilität?
Auf dem
Land sind
In der
Stadt sind
der Menschen zufrieden mit der eigenen Mobilitätssituation.
Nachhaltigkeitsgipfel als optimales Forum
Ein ideales Forum, um Entscheiderinnen und Entscheider aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik mit diesem Anliegen zu erreichen, ist der Nachhaltigkeitsgipfel der Süddeutschen Zeitung am 1. und 2. Juli 2025. Ergebnisse eines im Rahmen des Gipfels veranstalteten Workshops präsentieren die Initiative ZUKUNFT NAHVERKEHR und Denkraum25 zu folgenden Themen:
ÖPNV & Tourismus
Ein gut ausgebauter ÖPNV ermöglicht es Reisenden, umweltfreundlich und komfortabel ihre touristischen Ziele zu erreichen. Und kann dabei selbst zu einem aktiven und positiven Bestandteil der Reise werden.
ÖPNV & Handelsstandorte
Was sind die systemischen Verbindungen zwischen Handel, Mobilität und Quartiersentwicklung? Moderne Mobilitätskonzepte mit einem gut ausgebauten ÖPNV stärken den lokalen Handel und schaffen mehr Lebensqualität für die Menschen in ihrem Stadtteil.
Suburbaner ÖPNV
Die Mehrheit der Menschen in Deutschland lebt im Einzugsgebiet von großen Städten, wo der ÖPNV nicht so gut ausgebaut ist wie in den Metropolen. Wie können Bus und Bahn dort besser genutzt werden, um die Mobilität und Lebensqualität außerhalb urbaner Zentren zu verbessern?
Das Motto des Gipfels lautet in diesem Jahr „Die Zeit ist jetzt: Ideen für eine grüne Wirtschaft“. Genau der richtige Rahmen also, um die Bedeutung des ÖPNV für Wirtschaft, Klimaschutz und Lebensqualität in Deutschland zu unterstreichen.