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REKORDZAHL 18.000

Kinder auf der Flucht: So viele sind in US-Obhut

Für diesen Artikel ist SOS-Kinderdörfer weltweit verantwortlich.

Noch nie zuvor waren so viele Menschen gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen: Ende 2019 befanden sich 79,5 Millionen Menschen auf der Flucht – etwa 30 bis 34 Millionen davon waren Kinder. Auch an der Grenze zwischen den USA und Mexiko hat die Zahl der unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlinge, die sich aktuell in der Obhut der US-Behören befinden,nach Angaben der SOS-Kinderdörfer weltweit mit 18.000 im März 2021 einen neuen Höchststand erreicht.

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Immer mehr mehr unbegleitete minderjährige Flüchtlinge kommen über die Grenze in die USA. (Bild: SOS-Kinderdörfer weltweit / Alea Horst)

Die SOS-Mitarbeiter*innen schlagen Alarm: Sie befürchten, dass diese Zahl noch erheblich steigen wird. „In den nächsten Monaten werden es noch deutlich mehr sein“, sagt auch Tim McCormick, Leiter der Hilfsorganisation in Illinois, USA. Nach internen Schätzungen der US-Regierung könnten zwischen April und September mindestens 158.000 weitere unbegleitete minderjährige Flüchtlinge an der Grenze eintreffen.

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Die Grenzschutzbehörden sind überlastet – es ist keine kindgerechte Unterbringung möglich. (Bild: SOS-Kinderdörfer weltweit / Alea Horst)

Behörden sind überlastet: Keine kindegerechte Unterbringung möglich

Eines der größten Probleme aktuell: Die Regierung sei mit den wachsenden Zahlen der ankommenden Kinder überlastet. McCormick sagt: „Fast 5.800 der betroffenen Kinder und Jugendlichen sind in Einrichtungen der Grenzschutzbehörde untergebracht, die alles andere als kindgerecht sind. Über 600 Kinder mussten dort sogar mehr als zehn Tage ausharren. Das ist sehr beunruhigend.“ Vorgesehen sei eine maximale Zeit von drei Tagen. Weitere 11.900 Kinder und Jugendliche werden aktuell vom Heimatschutzministerium betreut.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich viele der Kinder bei ihrer Ankunft in einem kritischen Zustand befinden. „Die meisten kommen aus Zentralamerika und haben eine Reise von zwei Wochen oder länger hinter sich“, so McCormick. „Ohne den Schutz ihrer Familien sind sie Gewalt und Missbrauch ausgesetzt, häufig sind sie bei ihrer Ankunft erschöpft und ausgelaugt, weil ihnen Wasser oder Nahrung ausgegangen sind.“

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Eltern hoffen auf ein besseres Leben für ihre Kinder in den USA – und schicken sie deshalb auf die gefährliche Reise. (Bild: SOS-Kinderdörfer weltweit / Alea Horst)

Fluchtursachen bekämpfen

Um Abhilfe zu schaffen, sei es nötig, auf vielen Ebenen aktiv zu werden. „Wir brauchen dringend mehr und bessere Einrichtungen für die Kinder und müssen sicherstellen, dass sie psychologische Unterstützung und medizinische Versorgung bekommen. Kinder und Familien, die in den USA Zuflucht suchen, müssen Hilfe und Begleitung bekommen“, betont McCormack.

Langfristig sei Veränderung nur möglich, wenn die Menschen in ihrer Heimat unterstützt werden. „Eltern schicken ihre Kinder nur in allergrößter Not allein auf so eine riskante Reise. Ihr Leben in den Herkunftsländern ist von Gewalt, Hunger und Unsicherheit bestimmt. Da müssen wir ansetzen und die Fluchtursachen bekämpfen!“

Die SOS-Kinderdörfer weltweit unterstützen Familien in Lateinamerika vielfältig und helfen unbegleiteten Kindern und Familien entlang der Flüchtlingsroute sowie in den USA. Wenn Sie die Hilfsorganisation bei dieser wichtigen Arbeit unterstützen möchten, finden Sie hier weitere Informationen.

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