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Echte Veränderung bei L’Oréal

So wird ein Weltkonzern nachhaltig

Unternehmen tragen für Umwelt und Klima große Verantwortung, ist Joël Tronchon überzeugt. Der Europa-Nachhaltigkeitschef der L’Oréal Groupe erklärt, warum die grüne Transformation nur im Miteinander gelingen kann.

LOREAL Titelbild Neu
 

Herr Tronchon, als größter Kosmetikhersteller der Welt trägt L’Oréal beim Thema Nachhaltigkeit eine besondere Verantwortung. Wie sieht Ihre Strategie aus?

Das Jahrzehnt bis 2030 ist entscheidend im Kampf gegen den Klimawandel. Wir stellen jetzt die Weichen für unsere Zukunft. Deswegen haben wir 2020 mit „L’Oréal For The Future“ ein transformatives Programm gestartet, mit dem wir unsere Geschäftsaktivitäten, aber auch das Handeln unserer Geschäftspartner und Konsument:innen in Einklang mit den planetaren Belastungsgrenzen und dem 1,5-Grad-Klimaziel bringen wollen. Wir haben konkrete Ziele formuliert: für den Schutz von Klima, Wasser, Biodiversität und natürlichen Ressourcen, für die Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette und auch für die finanzielle Unterstützung von Projekten zur Förderung von Frauen, Biodiversität und Kreislaufwirtschaft.

Umwelt- und klimawissenschaftliche Erkenntnisse spielen für unser Handeln allerdings schon weitaus länger eine wichtige Rolle. Beispielsweise betreiben wir seit 1995 ein Umweltlabor, das die Auswirkungen unserer Produkte auf die Umwelt unter die Lupe nimmt. 2009 haben wir erste industrielle Ziele formuliert, um CO₂-Emissionen zu reduzieren. Und 2013 ging mit „Sharing Beauty With All“ unser erstes dezidiertes Nachhaltigkeitsprogramm an den Start, das 2019 einen erfolgreichen Abschluss fand. So haben beispielsweise 35 unserer Standorte weltweit, darunter 14 Fabriken, durch den ausschließlichen Einsatz von regenerativen Energien und Energieeffizienzmaßnahmen bis 2019 CO₂-Neutralität erreicht.

Was sind die größten Stellschrauben, was die größten Herausforderungen bei der Veränderung hin zu mehr Nachhaltigkeit?

Die Herausforderungen sind vielfältig. Als wir damit anfingen, uns mit dem kompletten Lebenszyklus unserer Produkte auseinanderzusetzen, stellten wir schnell fest, dass wir vor allem die CO₂-Emissionen und den Wasserverbrauch ins Visier nehmen müssen. Bis zu 80 Prozent der Umweltauswirkungen eines Shampoos sind mit der Anwendung verbunden, bei einer Spülung sind es bis zu 60 Prozent – weil wir eben im Regelfall warm duschen. Wir haben dabei gelernt: Durch die Art und Weise, wie wir Produkte zusammensetzen und gestalten, können wir unseren Kund:innen dabei helfen, nachhaltiger zu konsumieren. Das geht beispielsweise mit festen Shampoos, die ohne Plastikverpackung auskommen und schnell auswaschbar sind. Oder mit Spülungen, die man gar nicht erst auswaschen muss.

Verpackungen sind eine weitere wichtige Stellschraube. Unter dem Motto „Reduce, Replace, Recycle“ passen wir die Verpackungen weiter an und reduzieren sie auf das absolute Minimum. Gut sehen kann man das zum Beispiel an den neuen Verschlüssen unserer Tuben, die bis zu 75 Prozent weniger Material benötigen. Darüber hinaus eliminieren wir schädliche Materialien, tauschen Neuplastik Stück für Stück aus und setzen auf Recyclingfähigkeit oder Nachfülloptionen, die bis zu 80 Prozent Verpackung einsparen können.

Aber all diese Veränderungen fruchten nur, wenn unsere Kund:innen gemeinsam mit uns auf diese Reise gehen. Wir brechen mit vertrauten Ästhetiken und Gewohnheiten – das muss von den Konsument:innen erst akzeptiert werden. Schließlich müssen Nachfülllösungen künftig nicht nur für Handseife, sondern auch für Parfüm, Shampoo oder Duschgel ganz selbstverständlich Teil des Alltages werden.

Das sind sehr viele Maßnahmen. Welche Prozesse haben Sie bei L’Oréal als Erstes verändert, um nachhaltiger zu werden?

Unser Umweltlabor hatte ich bereits erwähnt. Wir haben also 1995 damit gestartet, die Umweltauswirkungen unserer Produkte unter die Lupe zu nehmen und sie, wenn nötig, zu verändern. Seit 2007 treiben wir die Umgestaltung unserer Verpackungen voran. 2013 haben wir uns dazu verpflichtet, das ökologische und soziale Profil – also beispielsweise die Arbeitsbedingungen entlang der Lieferkette – aller unserer neu eingeführten oder überarbeiteten Produkte zu verbessern. Dabei stützen wir uns auf eine wissenschaftliche Methode, die nach dem Ansatz der planetaren Belastungsgrenzen 14 Wirkungsfaktoren über den gesamten Lebenszyklus unserer Produkte analysiert – beispielsweise CO₂-Emissionen, Wasserverbrauch oder Einfluss auf die Biodiversität. Bis Ende 2022 haben wir so bereits erreichen können, dass 97 Prozent unserer Produkte umweltfreundlich gestaltet sind. Und wenn man sich mit der Zusammensetzung seiner Produkte intensiv auseinandersetzt, landet man auch sehr schnell bei der Frage, wie der Herstellungsprozess aussieht und wie man diesen Bereich optimieren kann.

 

Es reicht nicht aus, im Elfenbeinturm Ziele für das eigene Unternehmen zu formulieren. Letztendlich beruht der Erfolg beim Erreichen nachhaltiger Ziele immer auf Teamarbeit.
Joël Tronchon, Chief Sustainability Officer Europe der L’Oréal Groupe

 

Welche Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit konnte L’Oréal darüber hinaus erzielen?

Wir haben es beispielsweise geschafft, unseren CO₂-Fußabdruck von unserem Wachstum zu entkoppeln: Zwischen 2005 und 2022 konnten wir die absoluten CO₂-Emissionen unserer Fabriken und Vertriebszentren um 91 Prozent reduzieren, während das Produktionsvolumen gleichzeitig um 45 Prozent gestiegen ist. Weiterhin konnten wir bis Ende 2022 durch Produktinnovationen 24 Prozent der CO2-Emissionen einsparen, die bei der Benutzung unserer Produkte entstehen. Ziel sind 25 Prozent bis 2030. Eine komplette Übersicht, wo wir in Bezug auf unsere Umweltziele stehen, gibt es in unserem aktuellen Geschäftsbericht.

Was ist aus Ihrer Sicht die Erfolgsformel für nachhaltiges Engagement?

Es reicht nicht aus, im Elfenbeinturm Ziele für das eigene Unternehmen zu formulieren. Letztendlich beruht der Erfolg beim Erreichen nachhaltiger Ziele immer auf Teamarbeit. Unsere Ergebnisse sind nur dann gut, wenn wir als weltweites L’Oréal-Team mit mehr als 87.000 Kolleg:innen gemeinsam daran arbeiten, diese Ziele zu erreichen – und wenn wir unsere Wertschöpfungskette mit einbeziehen. Denn ohne unsere Lieferanten, Einzelhändler und vor allem unsere Verbraucher:innen geht nichts. Wir können mit unserem Produkt- und Verpackungsdesign die Weichen stellen. Aber angewendet, genutzt und entsorgt werden unsere Produkte bei unseren Kund:innen zu Hause.

Nehmen Sie denn wahr, dass die Nachfrage nach nachhaltigen Kosmetik- und Haarpflegeprodukten auch auf Seiten der Kund:innen steigt?

Das gestiegene Bewusstsein ist auf jeden Fall da, und Kund:innen haben – völlig zurecht – auch eine Erwartungshaltung an uns als Unternehmen und an die rund 6,5 Milliarden Produkte, die die 36 Marken unter unserem Dach pro Jahr herstellen. Nachhaltigkeit und Veränderung müssen jedoch auch begleitet werden. Hier stellen wir uns als Unternehmen der Verantwortung, die Vorteile von zum Beispiel ökologisch gestalteten Produkten und Verpackungen konkret aufzuzeigen. Gelingt es uns, die Notwendigkeit und Vorteile gut zu erklären, sehen wir auch, dass die Verbraucher:innen ihre Gewohnheiten und Routinen ändern.

Stichwort Greenwashing: Wie lässt sich Ihr Engagement nach außen hin glaubhaft vermitteln?

Ich kann durchaus verstehen, dass Verbraucher:innen das Nachhaltigkeitsengagement von Unternehmen infrage stellen. Daher ist zum Beispiel unser Jahresbericht eine wichtige Quelle für alle, die mehr erfahren wollen. Hier berichten wir transparent über unsere CSR-Ziele und unseren Fortschritt in diesem Bereich. Als internationaler, börsennotierter Konzern haben wir zahlreiche Berichtspflichten zu erfüllen, und unsere Nachhaltigkeitskennzahlen werden ebenso geprüft wie unsere Finanzkennzahlen. Damit sind wir auch beim Kern der Antwort auf Ihre Frage: Wir schaffen Glaubwürdigkeit dadurch, dass unsere Ziele messbar sind – und unser Fortschritt auch von externen Quellen bestätigt wird. L’Oréal ist beispielsweise das einzige Unternehmen weltweit, das für seinen Beitrag zum Schutz von Klima, Wasser und Wäldern siebenmal in Folge vom Carbon Disclosure Projekt (CDP) mit einem Triple-A-Rating ausgezeichnet wurde.

Wie schaffen Sie als weltweit operierendes Unternehmen die nötige Transparenz?

Indem wir Transparenz als einen echten Mehrwert für unsere Kund:innen verstehen. Wir haben beispielsweise die Website „Einblicke in unsere Produkte“ aufgesetzt. Hier informieren wir über die von uns verwendeten Inhaltsstoffe. Das Online-Angebot „schoen-trennen.de“ wiederum informiert über das Recycling von Kosmetikverpackungen. Zusätzlich haben wir gemeinsam mit externen Wissenschaftler:innen den „Environmental Score“ geschaffen, der extern durch die Zertifizierungsgesellschaft Bureau Veritas akkreditiert wird.

Dieser Score ordnet ein Produkt zwischen A und E ein. Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Wasser- und CO₂-Fußabdruck, weil wir wissen, dass von diesen Bereichen die größten Umweltauswirkungen ausgehen. Er gibt aber auch Auskunft über den Produktionsort, die gewählte Verpackung und die sozialen Auswirkungen entlang der Wertschöpfungskette. Abgerufen werden kann der Score online und über einen QR-Code auf dem Produkt, der wiederum zu der detaillierten Produktinformationsseite führt.

Zum Ende des Geschäftsjahres 2022 war der „Environmental Score“ für 83 Prozent aller ab- und auswaschbaren Produkte der Gruppe verfügbar. Damit liegen wir zwar ein Stück hinter unserem Ziel, diesen Score bis Ende 2022 schon für alle Produkte dieser Art anzubieten, aber diesen Rückstand holen wir auf. Parallel dazu arbeiten wir im EcoBeautyScore Consortium mit über 60 Unternehmen aus der Branche an einem einheitlichen Standard, der die Vergleichbarkeit zwischen Produkten verschiedener Hersteller ermöglicht.

Sie sprechen viel davon, dass es nur gemeinsam geht. Warum ist Kooperation so wichtig, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen?

Nachhaltige Veränderungen funktionieren nicht als Insellösungen, weil wir immer Teil eines Ökosystems sind. Teil einer Wertschöpfungskette, Teil einer Gemeinschaft. Nachhaltiger Wandel funktioniert nur, wenn wir uns das vor Augen halten und im besten Fall gemeinsam an Verbesserungen arbeiten. Viele kleine Schritte schaffen gemeinsam eine große Bewegung.

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