Anzeige
VON DER WELT VERGESSEN, ABER NICHT VOM VIRUS

In der Ukraine leiden immer mehr Kinder unter psychischen Problemen

Sieben Jahre Krieg und dazu das Corona-Virus: Die Bewohner der Ostukraine leiden seit Jahren unter den Folgen des bewaffneten Konflikts mit Russland – die Pandemie spitzt die Lage weiter zu. Nach Angaben der SOS-Kinderdörfer weltweit nehmen die psychischen Probleme von Kindern und Familien in der Region derzeit massiv zu. Die Hilfsorganisation schlägt Alarm: Es fehlt an ausreichend professioneller Unterstützung und Hilfsangeboten.

SOS_Kinderdörfer10_Titelbild

Die Kinder in der Ukraine leiden seit Jahren unter dem Krieg mit Russland – jetzt verschärft Corona die Lage zusätzlich. (Bild: SOS-Kinderdörfer weltweit / Katerina Ilievska)

„Der Gesamtzustand der Menschen ist seit Jahren höchst fragil. Jetzt beobachten wir, wie sich sämtliche Probleme aufgrund der Pandemie weiter verschärfen“, berichtet Oleksii Gelyukh, Psychologe der Hilfsorganisation vor Ort.

Corona verschlimmert die Lage

Der Kriegt ist längst aus den Schlagzeilen verschwunden: Das Leiden in der Ostukraine findet weitgehend ungeachtet der Weltöffentlichkeit statt. Seit 2014 sind mehr als 13.000 Menschen gestorben, 800.000 wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Millionen Menschen in den Oblasten Donezk und Luhansk leiden laut Gelyukh aktuell unter Gefechten und Belagerung – ein Großteil der Kinder braucht dringend psychologische Hilfe.

Oleksii Gelyukh erklärt: „Die Kinder leben seit Jahren unter Dauerstress und verbringen die meiste Zeit abgetrennt von ihren Freunden. Die Corona-Maßnahmen verstärken die Isolation und bringen das Fass häufig zum Überlaufen!“ Psychische Probleme wie Angststörungen und Depressionen nehmen zu, ebenso Entwicklungsverzögerungen, Sprachprobleme und Aggressionen.

Pandemie führt zu einem Anstieg von Gewalt und Konflikten

Angesichts der desolaten Lebensbedingungen ist Homeschooling für die allermeisten Kinder und Jugendlichen völlig ausgeschlossen. Immer mehr Kinder brechen ihren Bildungsweg ab. Bei den Eltern führt der Verlust des Arbeitsplatzes und der Mangel an medizinischer Versorgung in der Pandemie zu Hoffnungslosigkeit und Existenzängsten. Mit dramatischen Folgen: häusliche Gewalt nimmt zu, Kinder werden vernachlässigt, Familien zerbrechen. Die Menschen vor Ort benötigen dringend professionelle Hilfe. „Es braucht flächendeckende psychologische Unterstützung, damit die Menschen halbwegs zur Ruhe kommen. Und ich spreche noch lange nicht von Heilung“, so Gelyukh.

Die SOS-Kinderdörfer weltweit sind bereits seit den 1990er Jahren in der Ukraine tätig. Seit Beginn des Krieges unterstützen sie sowohl Familien, die in den Konfliktgebieten leben, als auch jene die intern vertrieben wurden. In der Luhansk-Region bietet die Hilfsorganisation professionelle Hilfe, um Kindern und Eltern bei der Verarbeitung ihrer Traumata zu helfen. Mobile psychologische Teams besuchen die Familien in abgelegenen Orten, um auf diese Weise so viele Menschen wie möglich zu erreichen.

Wenn auch Sie die Arbeit der SOS-Kinderdörfer weltweit unterstützen möchten, finden Sie hier weitere Informationen.

Artikel teilen