Geht es nach den Rankings der britischen Zeitung Economist, ist Melbourne, die fünf-Millionen-Metropole ganz im Süden Australiens, eine der lebenswertesten Städte der Welt. Spiegelnde Wolkenkratzer und viktorianische Herrenhäuser, weitläufige Parks und kleine Gassen bilden eine imposante Kulisse für Veranstaltungen von Weltformat wie Australian Open, Formel 1 und das Melbourne Food and Wine Festival. Designer und Künstler lieben die unkonventionelle Metropole am Yarra River und der Port Phillip Bay. Manchmal ist dies sogar auf den ersten Blick sichtbar – zum Beispiel in den Laneways in Melbournes Zentrum. Überall ist die Street Art sichtbar, die zunächst nur die Hintereingänge der Bauten auf den Hauptstraßen zierte. Heute warten hier kleine Boutiquen, Cafés und Restaurants en masse.
Urban Aboriginal Melbourne
Wenn es um Kunst und Kultur geht, bietet Melbourne noch einen spannenden Aspekt: Die Stadt hat eine große indigene Gemeinde und ist ein idealer Ort ihre Kultur kennenzulernen. Im Yarra-Park sieht man „Narben-Bäume“, aus deren Rinde früher Kanus hergestellt wurden, und entlang des Yarra Rivers in Birrarung Marr befassen sich Installationen mit verschiedenen Aspekten der Aborigines-Geschichte Victorias. Einen guten ersten Einblick in die Kultur und Geschichte bieten die preisgekrönte First Peoples-Ausstellung des Melbourne Museums und ein Spaziergang mit einem indigenen Führer durch die Royal Botanic Gardens. Der Koorie Heritage Trust wurde zur Bewahrung der Traditionen ins Leben gerufen und veranstaltet regelmäßige Walks für Besucher. Wer die traditionelle Küche der Ureinwohner probieren möchte, ist im Big Esso by Mabu Mabu Restaurant richtig, während Kunstliebhaber im Ian Potter Centre am Federation Square fündig werden.
Wo die wilden Tiere leben
Menschenleere Sandstrände, schroffe Steilküsten, dichter Regenwald, Weinberge und ausgedehnte Eukalyptus-Wälder: Victoria hat die wahrscheinlich vielfältigste Landschaft des Kontinents. Der Bundesstaat nimmt drei Prozent des Kontinentes ein, beherbergt jedoch über 30 Prozent der endemischen australischen Tierwelt, die man an vielen Stellen fast garantiert beobachten kann: Koalas und Kängurus gibt es hier genauso wie Pinguine, Schnabeligel, Emus, Schnabeltiere, Seebären und viele Vogelarten. Ganz besonders schön erlebt man die Natur in einem der Nationalparks, deren Eintritt übrigens überall gratis ist.
Ideal für Selbstfahrer: Great Ocean Road
Ein Blick auf die Karte des Bundesstaates Victoria lässt es schon ahnen: Selbstfahrer finden hier dank exzellenter Infrastruktur und vieler Sehenswürdigkeiten auf engstem Raum ideale Bedingungen. Tagesetappen mit Fahrzeiten von durchschnittlich zwei bis drei Stunden lassen Besuchern zudem viel Zeit für Stopps, Entdeckungen, Outdoor-Erlebnisse oder „Long Lunches“ unterwegs.
Besonders empfehlenswert sind die großen Touring Routen, wie beispielsweise die Great Ocean Road. Die schönste Panoramaroute Australiens schlängelt sich südlich von Melbourne über 253 Kilometer in Richtung Westen. Hier sollte man sich Zeit lassen, die spektakulären Ausblicke zu genießen, denn die Küstenstraße ist eine Tour durch die Natur: Regenwald, Wasserfälle, mannshohe Farne, und menschenleere Traumstrände säumen die Great Ocean Road. Besonders intensiv ist das Erlebnis zu Fuß auf dem Great Ocean Walk. Mit etwas Glück erspäht man Wale, die vor der Küste zu Hause sind. An Land begegnet man Koalas, Kängurus und Emus in freier Wildbahn, und auf Lake Elizabeth kann man Schnabeltiere auf einer Paddeltour erspähen. Außerdem ist sie bekannt für ihre bizarren Felsformationen wie die Zwölf Apostel.
Endlose Touring-Möglichkeiten
Darf es noch ein bisschen mehr sein? Die Great Ocean Road lässt sich mühelos verlängern. Zum Beispiel zur 840 Kilometer langen, mindestens fünftägigen Rundfahrt der Great Sothern Touring Route. Sie führt über besagte Traumstraße, inklusive des australischen Surf-Mekkas Torquay und des Great Otway Nationalparks mit seinen Koalas. Danach geht es weiter zum Grampians Nationalpark mit seiner mit Eukalyptuswäldern überzogenen Gebirgslandschaft. Hier findet man auch die größte Dichte an Felsenkunst der Aborigines in Victoria und den Grampians Peaks Trail, einen 160 km langen Wanderweg.
Oder soll es eine Tour nach Sydney werden? Dann muss es die siebentägige Sydney Melbourne Coastal Discovery Route sein. Auf über 1.000 Kilometern führt sie von Melbourne nach Phillip Island, wo bei Abenddämmerung die berühmte „Pinguin Parade“ stattfindet. Die Phillip Island Penguin Parade schützt eine Kolonie von mittlerweile etwa 40.000 Vögeln und erlaubt es Besuchern, das allabendliche Naturspektakel mitzuerleben, wenn Hunderte von Pinguinen aus dem Meer und über den Strand wieder zu ihren Bauten watscheln.
Weiter geht es über Wilsons Promontory Nationalpark, der südlichste Punkt des australischen Festlands mit menschenleeren weißen Sandstränden und türkisem Wasser. In dem 50.000 Hektar großen Schutzgebiet leben Tausende Kängurus, Emus, Wombats und Vögel wie Rosella-Sittiche. Wer im Nationalparkzentrum Tidal River übernachtet, wird fast garantiert Wombats sehen. Eine Bootsrundfahrt von Tidal River aus bringt Besucher zur markanten, aus dem Meer ragenden Felsformation „Skull Rock“, vorbei an Seebär-Kolonien.
Das nächste Highlight auf dieser Strecke sind die Gippsland Lakes, eine rund 400 Quadratkilometer große Seenplatte, die durch die Sanddünen des schier endlos erscheinenden Ninety Mile Beach vom Meer getrennt ist. Die Gippsland Lakes sind für Naturliebhaber, Wassersportler sowie Wanderer ein attraktives Ziel und mittlerweile auch eine Destination für Wellness mit den gerade erst eröffneten Metung Hot Springs.