Lückenhaftes Know-how der Belegschaft, Fachkräftemangel, Finanzierungshürden: Wie Unternehmen während der Coronavirus-Krise besondere Chancen zur digitalen Weiterbildung ihrer Mitarbeiter nutzen, um ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern.
(Quelle: Sparkasse)
Vom Nischenprodukt zum unverzichtbaren Pflichtprogramm: Kaum ein Unternehmen kommt während des aktuellen Ausnahmezustands ohne innovative Videokonferenz- und Teamwork-Tools aus. Die Nutzerzahlen von Plattformen wie Zoom, Teams, Slack und Co. gehen durch die Decke. Denn die Firmenlenker haben in den vergangenen Wochen ihre Büroangestellten weitgehend in Heimarbeit geschickt, um so eine Ausbreitung des neuartigen Coronavirus innerhalb ihrer Belegschaft einzudämmen. Inzwischen ist hierzulande jeder dritte Beschäftigte ins Homeoffice gewechselt, wie das Deutsche Institut der Wirtschaftsforschung auf Basis des Sozio-ökonomischen Panels ermittelte. Zum Vergleich: Vor der Pandemie haben nur zwölf Prozent den heimischen Schreibtisch genutzt.
Mittelständler sollten die bei ihren Mitarbeitern während der Corona-Krise gestiegene Bereitschaft für den Einsatz videobasierter Kommunikationstechniken nutzen, um Digitalkompetenzen durch innovative Weiterbildungsmöglichkeiten wie E-Learning zu verbessern. Denn lückenhaftes Know-how ihrer Belegschaft im Umgang mit IT-Infrastruktur und Softwaresystemen bei anhaltendem Fachkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt bedrohen ihre Wettbewerbsfähigkeit. Und Video-Onlineseminare, interaktive Lernprogramme oder der Einsatz von Fernzugriffs-Software ermöglichen zeit- und ortsunabhängiges Lernen und Know-how-Management. Das passt besonders gut zu den Flexibilitätserfordernissen und Ressourcenengpässen kleiner und mittelständischer Unternehmen.
Dass die überlebenswichtige Digitalisierung der Unternehmen immer stärker durch nicht ausreichende Digitalkompetenzen ihrer Mitarbeiter ausgebremst wird, bekräftigt eine aktuelle Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Demnach haben hierzulande mittlerweile mehr als drei Viertel der kleinen und mittelständischen Unternehmen teilweise schon im Bereich grundlegender digitaler Kompetenzen erheblichen Nachholbedarf. Zu den oft nur unzureichend beherrschten Grundfertigkeiten gehört etwa das Bedienen von Standardsoftware wie Office-Paketen und elementaren IT-Geräten wie Smartphones und Tablet-Rechnern. Sie werden inzwischen bei nahezu allen Mittelständlern eingesetzt. Doch auch der sichere Umgang von Spezialsoftware und digitalen Produktionsmaschinen ist laut Studie für knapp die Hälfte der Firmen wichtig und somit keinesfalls eine vernachlässigbare Kompetenz.
Für die nötigen Weiterbildungsoffensiven müssen die Firmen allerdings zunächst in Vorleistung gehen und viel Geld investieren, bevor sich die Maßnahmen künftig auszahlen. Etwa in den Ausbau schneller Breitband-Kommunikation, spezielle Softwarepakete und Fernzugriffs-Infrastruktur. Dafür fehlen jedoch gerade in Krisenzeiten wie derzeit, wo Budgetkürzungen anstehen, oft die finanziellen Mittel. Eine bewährte Lösung für dieses Problem können spezielle Leasing-Angebote der Sparkassen sein. Wer solche Finanzierungsangebote wahrnimmt und die Gunst der Stunde für eine unternehmensweite E-Learning-Offensive nutz, folgt einem Trend, der sich momentan abzeichnet.
Zuletzt verzeichnen E-Learning-Unternehmen eine deutlich anziehende Nachfrage nach primär online funktionierenden Lernformen, die ihrer Einschätzung nach auf die Krise zurückzuführen sei. Dazu gehören beispielsweise Virtual Classrooms und Webinare, die von ihrer Funktion her den zurzeit in Unternehmen viel beanspruchten Web-Konferenzen ähneln. Darauf deutet etwa eine aktuelle Untersuchung unter E-Learning-Anbietern hin, die im April vom Essener MMB-Institut für Medien- und Kompetenzforschung durchgeführt worden ist. Alle Befragten Anbieter stimmen der Aussage zu, dass berufliche Bildung und Weiterbildung grundsätzlich wesentlich und nachhaltig digitaler wird.
Dass Deutschlands Mittelständler beim Ausbau ihrer digitalen Kompetenzen enormen Handlungsbedarf haben, untermauert eine Anfang des Jahres veröffentlichte repräsentative Erhebung von Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom: Deutlich mehr als die Hälfte der befragten Geschäftsführer und Vorstände geben demnach an, dass ihr Unternehmen bei der Digitalisierung hinterherhinkt. Drei Prozent fürchten sogar, den Anschluss bereits völlig verpasst zu haben. Besonders skeptisch zeigen sich vor allem die Führungsetagen kleinerer Unternehmen. Sie sehen sich schlecht aufgestellt: So geben nur 34 Prozent der Firmen an, die zwischen 20 und 99 Mitarbeiter beschäftigen, sie stuften sich als Vorreiter in Sachen Digitalisierung ein.
(Quelle: Sparkasse)
„Der innovative Mittelstand hat über Jahrzehnte die deutsche Wirtschaft geprägt und maßgeblichen Anteil an Wachstum und Wohlstand“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Doch Erfolg sei „kein Naturgesetz, künftig funktioniert er nur noch digital“, mahnt der Experte.
Besonders alarmierend: Die Bedeutung mangelhafter IT-Fertigkeiten als maßgebliche Digitalisierungshürde beschleunigt sich sogar, wie aus der KfW-Erhebung hervorgeht. Während derzeit 38 Prozent der kleinen und mittleren Firmen fehlende Digitalkompetenzen ihrer Beschäftigten beziehungsweise fehlende IT-Fachkräfte am Arbeitsmarkt als Hemmschuh angeben, lag dieser Wert zwei Jahre zuvor noch bei 29 Prozent.
Für 70 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen spielen gemäß KfW-Analyse Schulungsmaßnahmen beim Ausbau von Digitalkompetenzen zwar schon jetzt eine Rolle, darunter für 31 Prozent sogar eine große Rolle. Allerdings dominieren kurze Weiterbildungsmaßnahmen mit entsprechend oft nur eingeschränkter Qualifikationswirkung. Konkret: Intensive Umschulungen oder Studiengänge (13 Prozent) spielen nur für halb so viele der KMU eine große Rolle wie kürzere Fortbildungen (26 Prozent). Ausschlaggebende Ursache für Weiterbildungshürden seien meist Finanzierungsprobleme - für kleine Unternehmen noch mehr als im Durchschnitt.
Hintergrund: Klassische Bankkredite sind in erster Linie für physisch „anfassbare“ Objekte geeignet - wie Maschinen, Produktionslinien oder Werksimmobilien. Bei immateriellen Digitalisierungsprojekten wie der Ausstattung für digitalisierte Weiterbildung, stoßen klassische Kreditgeber aber schnell an ihre Grenzen. Dazu kommt, dass die Beurteilung der Erfolgsaussichten eines Digitalisierungsvorhabens den Kapitalgebern meist deutlich schwerer fällt als dem durchführenden Unternehmen selbst.
Eine bewährte Lösung für dieses Problem können spezielle Leasing-Angebote der Sparkassen sein. Nach dem „Pay as you earn“-Prinzip lassen sich damit die Raten für Leasing oder Mietkauf direkt aus den Einnahmen eines digitalen Investitionsvorhabens wie E-Learning erwirtschaften. Hier ist bei der Implementierung neuer Softwarelösungen in Unternehmen die langfristige Vorfinanzierung längst üblich. Die Rückzahlung beginnt erst, wenn die Digitalisierungsmaßnahmen anfangen, tatsächlich neue Einnahmen zu generieren. Das sichert Spielräume für laufende Betriebskosten und erlaubt zusätzliche Zukunfts-Investitionen.
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