Das Mobility Symposium 2023 der Deutschen Bahn

Umsteigen im Kopf

Auf dem Mobility Symposium der Deutschen Bahn diskutierten am 29. Juni rund 140 Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft, wie die Transformation der Arbeit zu neuen Formen der Mobilität führt.

Von Klaus Lüber

So kann es natürlich nicht weitergehen. In einem Werbeclip der Deutschen Bahn, mit dem auch das neunte Mobility Symposium der Deutschen Bahn eröffnet wurde, sieht man wie eine junge Frau in einen Dienstwagen steigt. Mit dem Handy am Ohr meldet sie sich noch schnell bei ihren Kolleginnen und Kollegen ab. Sie sei dann mal unterwegs. Die Fahrt könnte entspannt sein, es ist wenig los auf der Autobahn. Doch dann meldet sich das Smartphone. Eine Auftraggeberin bombardiert sie mit Nachrichten. Die Präsentation müsse überarbeitet werden. Und zwar sofort! Irgendwann ist die Arme so gestresst, dass sie beginnt, die Kundin auf den Rücksitz, in einen überholenden Pkw, auf Werbetafeln und am Ende sogar auf das eigene Autodach zu halluzinieren.

Prägnanter kann man den Veränderungsdruck wohl kaum darstellen, unter dem viele Menschen im Kontext der Transformation unserer Arbeitswelt aktuell stehen. Dieses Thema stand daher aus gutem Grund im Zentrum des Mobility Symposiums der Deutschen Bahn, zu dem das Unternehmen am 29. Juni in Berlin eingeladen hatte. Die Grundthese: Neue Formen des Arbeitens führen zu neuen Formen der Mobilität. Werden Geschäftsreisende sich in Zukunft also vor allem arbeitend im Zug wiederfinden? Oder bleiben für viele doch der Dienstwagen oder das Flugzeug die bevorzugten Reiseoptionen?

Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr
Carmen Maria Parrino, Geschäftsführerin Vertrieb Nahverkehr DB Vertrieb GmbH, und Stefanie Berk, Vorständin Marketing und Vertrieb DB Fernverkehr AG.
Lorem ipsum dolor sit amet, consetetur sadipscing elitr
Mobilitätsexperte und Moderator Dr. Hans-Peter Kleebinder gemeinsam auf der Bühne mit Karina Kaestner, Leiterin Partnermanagement der DB Fernverkehr AG.

Neue Datenströme

Wer verstehen will, warum New Work eine New Mobility braucht, müsse sich zunächst vergegenwärtigen, welche grundsätzlichen Veränderungs­dyna­mi­ken durch technologische Inno­­­vationen getriggert werden, so der „Spiegel“-Kolumnist und Digitalisierungsexperte Sascha Lobo in seiner Keynote. Nicht Technologie, sondern die Veränderung der Verhaltensweisen durch Technologie verändere die Welt, so sein wichtigster Punkt. Im Falle der Digitalisierung sei diese geprägt durch eine immer größere Bereitschaft, Daten zu teilen. Und diese Datenströme bringen Vorteile für die Menschen, von denen die Daten stammen, sowie für diejenigen, die neue Lösungen entwickeln. „Daten helfen uns dabei, zu verstehen, wie sich das Verhalten der Menschen ändert. Und darauf kommt es am Ende an.“

Slide 1
Rund 140 Gäste setzten sich mit neuen Wegen der Mobilität auseinander.
Slide 2
Während der Breakout-Session „Metaverse“ reflektierten die Teilnehmenden über mögliche VR-Anwendungsszenarien.
Slide 3
Dirk von Gehlen (SZ Institut) stellte die Ergebnisse des New Corporate Mobility Monitors vor.

Natürlich: Das Erheben von Mobi­­litäts­daten ist heikel, aber immerhin kann man Menschen direkt fragen, nach welchen Kriterien sie sich für das ein oder andere Fortbewegungsmittel entscheiden – so wie im Rahmen des New Corporate Mobility Monitors, einer Befragung der Deutschen Bahn, welche das SZ Institut im Auftrag der Bahn unter Geschäftsreisenden durchführte. Besonders ein Ergebnis gab dann auch einen weiteren wichtigen Denkanstoß: der über­raschend niedrig gerankte Wunsch nach konzentriertem Arbeiten während der Reise. „Das hat uns wirklich überrascht“, so Dirk von Gehlen vom SZ Institut. „Offenbar müssen wir auf­passen, unsere Vorstellung von Arbeit zu stark an das Bild des Laptop-Arbeitenden zu koppeln.“

Neue Mobilität
dank Metaverse

Vielleicht ist es sogar in naher Zukunft möglich, mithilfe neuer Technologien genau solche Rückzugsräume auch in Zügen zu schaffen. Schon seit 2017 beschäftigt sich die Deutsche Bahn mit den Möglichkeiten, die Virtual-Reality-Anwendungen für Reisende bieten. Dabei wird intensiv darüber nachgedacht, wie Zugreisende sich etwa zu virtuellen Konferenzen zusammenfinden können. „Hierbei könnten Datenbrillen und VR-Anwendungen zum Einsatz kommen", so Melissa Bodtländer von der DB Systel GmbH in einem Workshop zum Potenzial von Metaverse-Umgebungen für die Mobilität der Zukunft.

Wann solche Lösungen tatsächlich implementiert werden können, ist im Augenblick noch nicht absehbar. Natürlich könne dennoch schon jetzt sehr viel getan werden, um Mobilität neu zu denken, gerade auch im Hinblick auf das Thema Klimaschutz. „Es gibt so vielen Unternehmen, die hier vorbildliche Arbeit leisten“, sagt Karina Kaestner, Leiterin Partnermanagement der DB Fernverkehr AG und Gastgeberin des Symposiums, zum Ende der Veranstaltung. „Wenn wir es schaffen, sie untereinander zu vernetzen und in den Austausch zu bringen, kommen wir schon einmal einen wesentlichen Schritt weiter.“ Der Austausch in Berlin konnte dazu am Ende wichtige Impulse liefern. Die Deutsche Bahn jedenfalls arbeitet mit Hochdruck daran, die Bedingungen für Reisende weiter zu verbessern. „Wir investieren gerade sehr viel, unsere Angebote zuverlässiger und vernetzter zu machen“, so Stefanie Berk, Vorständin Marketing und Vertrieb DB Fernverkehr AG. „Die Bahn soll zur ersten Wahl werden, wenn es darum geht, entspannt von A nach B zu kommen.“

Mehr zum Thema

New Work needs New Mobility

Der New Corporate Mobility Monitor der Deutschen Bahn zeigt, welche Prioritäten Geschäftsreisende bei ihrer beruflichen Mobilität haben.

Jetzt lesen

Dem Klimawandel entgegenwirken

Die von der Deutschen Bahn initiierte Climate Mobility Challenge macht Initiativen von Unternehmen für umweltfreundliche Mobilität sichtbar.

Jetzt lesen

Mit gutem Beispiel voran

Auf dem Mobility Symposium der Deutschen Bahn in Berlin wurden vier Unternehmen als die diesjährigen Gewinner der Climate Mobility Challenge ausgezeichnet.

Jetzt lesen