Viele Unternehmen tun heute schon etwas für eine nachhaltige Zukunft. Doch diese Initiativen bleiben einer größeren Öffentlichkeit oft verborgen. Auf dem Mobility Symposium der Deutschen Bahn in Berlin wurden nun vier von ihnen ganz offiziell ausgezeichnet.
Partner & Supporter: JobRad GmbH, GLS Mobilität, B.A.U.M. Consult GmbH, B.A.U.M. e.V., Scandic Hotels Deutschland GmbH, Verband Deutsches Reisemanagement e.V. (VDR), GCB German Convention Bureau e.V., GOT BAG
Eurobike: Nachhaltige Anreise für die Besucher
Wenn es um Fahrräder, E-Bikes und das entsprechende Zubehör geht, führt an der Eurobike kein Weg vorbei: Die Messe, die Ende Juni in Frankfurt stattfand, gilt als Europas Leitmesse im Bereich Bike- und Zukunftsmobilität. Doch so klimafreundlich und zukunftsträchtig das Fahrradfahren ist, so problematisch kann eine Messe an sich sein, verursacht sie doch durch die An- und Abreise von Zehntausenden Besuchern immense CO2-Emissionen. „Rund 70 Prozent der CO2-Bilanz von Großveranstaltungen werden bei An- und Abreise emittiert“, weiß Katja Reicharz vom Eurobike-Veranstalter Fairnamic.
Doch der Veranstalter hat alles getan, um die Fahrradleitmesse so emissionsarm wie möglich zu gestalten. Da wäre zunächst einmal der neue Messestandort Frankfurt: Er ist – im Gegensatz zum früheren Standort Friedrichshafen – zentral gelegen und verfügt über eine sehr gute Bahnanbindung. „Um die Veranstaltung am neuen Messestandort noch nachhaltiger zu gestalten, wurden im Vorfeld viele Kooperationen eingegangen, unter anderem mit DB Connect, der Deutschen Bahn, dem Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) und der Stadt Frankfurt“, sagt Reicharz. „In enger Zusammenarbeit mit unseren Partnern wurden Konzepte überlegt, wie man die Anreise aufs Messegelände ressourcenschonend anbieten kann. So wurden zum Beispiel extra Radwege ausgewiesen, sichere Fahrradparkplätze eingerichtet, Ladestationen angeboten, Duschen, vergünstigte DB-Ferntickets und kostenlose Leihfahrräder zur Verfügung gestellt und vieles mehr.“
Als gutes Vorbild voranzugehen – das ist der Anspruch von Eurobike-Veranstalter Fairnamic und das war auch die wesentliche Motivation, sich an der Climate Mobility Challenge zu beteiligen. „Als Antwort auf die weltweiten Herausforderungen wie Klimawandel, Urbanisierung und demographischer Wandel gestalten wir die Transformation des Fahrrads vom Freizeitgerät hin zum zentralen Baustein einer nachhaltigen Mobilitätswende“, betont Reicharz. Nachhaltigkeit wird bei der Eurobike eben in jeder Hinsicht großgeschrieben.
Posteo: Mehr Urlaubstage für Verzicht aufs Fliegen
Sicherheit, maximaler Datenschutz, einfache Bedienbarkeit, Werbefreiheit – und Nachhaltigkeit: Dafür steht der Berliner E-Mail-Anbieter Posteo – und hat seine Geschäftstätigkeit vollständig darauf ausgerichtet: Die Server und Geschäftsräume werden zu 100 Prozent mit Ökostrom versorgt, für die Mitarbeitenden gibt es einen kostenfreien, biovegetarischen Mittagstisch und im Büro kostenlose Biogetränke und Biosnacks. Und wer für das Unternehmen auf Reisen geht, tut das in jedem Fall nicht mit dem Flugzeug – seit der Unternehmensgründung im Jahr 2009 gilt nämlich eine strikte „No Flights“-Policy.
Das Thema Mobilität hat man bei Posteo als wichtige Stellschraube auf dem Weg hin zu mehr Klimaschutz identifiziert. „Im Alltag zahlen wir allen Teammitgliedern ÖPNV-Tickets, auch wenn sie vollständig remote arbeiten“, sagt Marketingleiter Dean Ceulic. Außerdem bietet das Unternehmen seinen Mitarbeitenden kostenfreie Fahrradwartungen und -reparaturen an. Die Anreize für klimafreundliche Mobilität reichen dabei bis ins Private hinein. Wer nämlich auch bei der Urlaubsplanung auf Flugreisen verzichtet und stattdessen die Bahn nutzt, erhält zwei zusätzliche Urlaubstage, um die längere Reisedauer auszugleichen. Wichtig bei all dem ist die Freiwilligkeit: „Niemand muss in der Biokantine zu Mittag essen oder privat mit der Bahn in Urlaub fahren – aber wir fördern es“, sagt Ceulic.
Die eigenen Ideen für eine klimafreundliche Mobilität nach außen zu tragen und so zu einem Ideenpool für andere beizutragen – das war für Posteo die Motivation, sich an der Climate Mobility Challenge zu beteiligen. Und die Mitarbeitenden sind durchaus davon angetan, dass sich das Unternehmen an dem Wettbewerb beteiligt hat. „Ich habe bisher nur positive Reaktionen erhalten“, betont Celic. Und auch unabhängig vom Wettbewerb gebe es viel positives Feedback: „Unsere Teammitglieder bekommen auch privat immer wieder die Rückmeldung, dass sich andere aus ihrem Umfeld auch eine Urlaubsregelung für klimafreundliches Reisen wünschen würden.“
Projecter: Nachhaltigkeit aus dem Team heraus entwickeln
Von Performance Marketing mit SEA, SEO und Remarketing bis zu Kreativthemen wie Social Media, Influencer und Content Marketing: Die Leipziger Online-Marketing-Agentur Projecter betreut ihre Kunden umfassend und deckt dabei die komplette Bandbreite des Onlinemarketings ab. Zugleich will das Unternehmen eine Vorbildfunktion in Sachen Mobilität und Nachhaltigkeit einnehmen. „Wir wollen unsere Teammitglieder und Kunden zu nachhaltigerem Handeln inspirieren“, sagt Projecter-Gründerin und Geschäftsführerin Katja von der Burg.
Für mehr Nachhaltigkeit sorgt die Agentur insbesondere durch ein ganzheitliches Mobilitätskonzept. So können alle Festangestellten bereits seit 2018 einen monatlichen Zuschuss von bis zu 50 Euro für das Leasing eines Jobrads oder für ein Abo des ÖPNV erhalten. „Viele Kolleginnen und Kollegen wissen die Auswirkungen auf ihre persönliche Mobilität zu schätzen“, betont von der Burg. Zudem hat man bei Projecter seit der Corona-Zeit die Dienstreisen überdacht. „Nun gilt ‚Digital Meetings first‘ und ‚Zug vor Flug‘“, so die Geschäftsführerin. „Trotz ‚Jet Set Lifestyle‘ einer Agentur konnten wir so unseren CO2-Fußabdruck für Reisen von 2019 auf 2022 um 33 Prozent senken.“
Insgesamt sei das Thema Nachhaltigkeit den allermeisten der rund 90 Mitarbeitenden von Projecter ein wichtiges Anliegen, so von der Burg. „Einige beteiligen sich seit 2019 im Nachhaltigkeitsteam. Durch dessen Engagement werden auch die großen Fragen, wie CO2-Bilanz und Nachhaltigkeitszertifizierung, angegangen.“ Einige Maßnahmen seien mittlerweile zu einem selbstverständlichen Teil der Unternehmenskultur geworden. „Wir halten unser Mobilitätskonzept für sehr fortschrittlich – darum freuen wir uns, es jetzt im Rahmen der Climate Mobility Challenge 2023 zeigen zu können“, sagt von der Burg. Aktuell lässt sich Projecter als BCorp-Unternehmen –also als „Beneficial Company“ im Sinne einer verantwortungsvollen Wirtschaftsweise – zertifizieren. „Dabei habe man schon neue Handlungsfelder für weitere Verbesserungen entdeckt.
Roche: Flexible Optionen, nachhaltig unterwegs zu sein
Ob Tamiflu, Avastin, Valium oder Lariam: Das Pharmaunternehmen Roche mit Hauptsitz in Basel in der Schweiz hat seit seiner Gründung im Jahr 1896 zahlreiche bekannte Medikamente hervorgebracht. Mit einem Jahresumsatz von rund 70 Milliarden Euro gehört Roche zu den größten Pharmafirmen der Welt. Die deutsche Ländergesellschaft ist mit insgesamt 14.000 Mitarbeitenden die zweitgrößte in dem Firmenimperium.
Die Zusammenarbeit in einem globalen Unternehmen erfordert von den Mitarbeitenden einiges an Mobilität: Mithilfe eines ganzheitlichen Mobilitätsmanagements auf, um und zwischen den Standorten versucht Roche, hier die CO2-Emissionen so gering wie möglich zu halten. „Wir setzen unseren strategischen Ansatz ‚Vermeiden, Verlagern, Verbessern‘ konsequent um und fokussieren uns auf attraktive Alternativen und Angebote“, betont Markus Fairer, Mobilitätsmanager bei Roche. „Highlights sind für uns das flexible Mobilitätsbudget in Kombination mit dem Deutschland-Ticket, unsere Green Car Policy und die bereits erfolgte vollständige Umstellung unseres Fahrzeugpools auf emissionsfreie Antriebe.“ Wer auf einen Parkplatz verzichtet, erhält stattdessen einen Mobilitätsbonus von 50 Euro im Monat, der flexibel in öffentlichen Verkehrsmitteln genutzt werden kann. „Wir sind ein Vorreiter beim Thema Mobilität“, betont Fairer. „Daher teilen wir sehr gerne unsere Initiativen als Anregung und Impuls für andere Unternehmen und Organisationen.“
Die Initiativen wie Mobilitätsbudgets, Radinfrastruktur oder auch ein einfaches Dankeschön an Radler zum Weltfahrradtag kämen bei den Mitarbeitenden sehr gut an. „Wir möchten unseren Mitarbeitenden für jede Alltagssituation eine flexible Option anbieten, um nachhaltig mobil zu sein”, so Fairer. Die Climate Mobility Challenge und die damit einhergehende Wertschätzung sei dabei Bestätigung und Motivation für das gesamte Mobility Team und alle unterstützenden Einheiten.